Rezension

Ich bin zwiegespalten

Offene See
von Benjamin Myers

Bewertet mit 2.5 Sternen

Der Roman spielt in England nach dem 2. Weltkrieg. Robert macht sich auf den Weg. Eine zeitlang reist er von Ort zu Ort und verdient sich etwas dazu durch seiner Hände Arbeit. Schließlich landet er bei Dulcie, einer unkonventionellen Frau in den 50ern. Er repariert ein Gartenhaus und ist dabei, als ein Geheimnis gelüftet wird. Dulcies große Liebe spielt eine entscheidende Rolle. Die Begegnung mit Dulcie verändert Roberts Leben nachhaltig.
Ich kann beide Lesermeinungen verstehen: die Begeisterten, wie die Ernüchterten. Der Roman ist hoch gelobt, seit langem auf der Bestsellerliste und erlebt mit der Tschenbuchausgabe nochmals Aufmerksamkeit. Die Erwartungen sind also hoch bei mir. Nachdem ich das Buch schon 2x wieder aus der Hand gelegt hatte, weil mich der Schreibstil abgehalten hatte, habe ich es jetzt, im Rahmen einer Leserunde, erneut gewagt. Es hat wenige Seiten gedauert, dann war ich 'drin '. Alles ist in bildhafter, zumeist romantisch anmutender Prosa geschrieben. Der Autor liebt die Sprache und vermutlich jeder hat beim Lesen farbenfrohe Bilder vor Augen. Das ist die Stärke des Buches.
Daß diese wortgewaltigen Gedanken im Kopf eines 16jährigen Jungen aus einer Bergarbeiter Familie kommen sollen, ist unglaubwürdig. Mir gelang es nicht, der Figur des Robert nahezukommen. Dulci ist sauberer gezeichnet, allerdings ist sie gerne harsch und herablassend. Sie ist mir nicht sympathisch. Für jemanden wie mich, die gerne in der Geschichte versinkt,
ist es schwi5erig, wenn sich keine der Personen dafür anbietet. Das ist die Schwäche des Buches.
Während des Lesens dachte ich, warum schreibt der Myers keine Gedichte. Tatsächlich tut er das auch. Seine Sprache eignet sich dafür besser.Ich bleibe zwiegespalten zurück. Die Idee der Geschichte ist gut, die Umsetzung ist für mich nicht gelungen. Deshalb bin ich zwischen 2 und 3 Sternen gelandet.