Rezension

Klischee und Kitsch

Offene See
von Benjamin Myers

Bewertet mit 1 Sternen

Ort: ein altes, uriges Cottage mit Blick auf die raue See, umgeben von blumigduftenden, wildromantischen Wiesen, dazu ein halbverfallenes Atelier im Garten.

Stimmung: laue Sommerabende mit Wein, erstklassigen Speisen und tiefgründigen Gesprächen über Literatur, insbesondere über Poesie.

Protagonisten:
Robert - ein armer Arbeiterjunge auf Wanderschaft, der seinem Schicksal im Bergwerk entfliehen möchte und der das Meer sehen will. Irgendwo in den Hügeln Nordenglands trifft er auf:
Dulcie - eine Lebefrau und Genießerin, unglaublich poetisch und ach so klug, predigt dem jungen Robert ununterlassen ihr Motto vor: Carpe Diem.

Handlung: Robert findet beim Restaurieren des Ateliers unter Dielen einen gutversteckten Gedichtsband, und gemeinsam begeben er und Dulcie sich auf eine literarische Reise in die Vergangenheit.

Puh, ich mochte echt gar nichts an dem Buch. Dulcie war für mich einfach eine überhebliche Besserwisserin, altklug und einfach nur unsympathisch, nervig. Robert blieb mir komplett fremd, spielt eine ziemlich devote und komplett unnahbare Rolle für einen Protagonisten.
Sprachlich hat es mich besonders genervt. Auch, wenn es zwischendurch mal nette Umschreibungen gab: es war mir von allem zu viel, zu gewollt schön, zu perfekt ausformuliert, zu ausgeknobelt, zu ausschweifend. Ich weiß, very unpopular opinion, aber für mich ein komplett zu Unrecht gelobtes Buch, das in einer perfekten Welt angesiedelt ist (natürlich mit Happy End, wie könnte es auch anders sein?) und das hauptsächlich unter dem folgendem Motto spielt: "lebe dein Leben, denn zum Leben ist es ja da".