Rezension

In der Gegenwart sprang der Funke leider nicht über

Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe) - Samantha Young

Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe)
von Samantha Young

Bewertet mit 3 Sternen

„Into the deep“ handelt von Charley, die mit ihrer besten Freundin Claudia ein Auslandsjahr in Edinburgh verbringt. Dort trifft sie schließlich auch auf Jake, der mit 16 ihre erste große Liebe war und der ihr nicht einmal ein Jahr später das Herz brach. Auch wenn nun fast vier Jahre vergangen sind, Charleys Gefühle für Jake haben sie nicht im geringsten verändert, aber kann sie ihm nach dem bitteren Verrat je wieder vertrauen?

Bei Samantha Young gefällt mir, dass sie immer berührende Geschichten anhand von genialen Charakteren erzählt. Bei „Into the deep“ sehe ich aber genau das etwas kritisch. Grundsätzlich hat mir die Erzählstruktur –Flashback, Gegenwart, Flashback, Gegenwart, sehr gut gefallen. Im besten Falle lernt man viele zusätzliche interessante Informationen über die Figuren und die Spannung wird künstlich verlängert. Das war auch in diesem Roman gegeben, dadurch, dass man Vergangenheit und Gegenwart aber parallel vor Augen hatte, fielen die Schwächen der Gegenwart besonders auf. In den Flashbacks habe ich eine Charley und einen Jake kennen gelernt, zwischen denen sofort die Funken sprühten, sofort war man in ihrer Liebesgeschichte gefangen und wollte immer nur mehr. In der Gegenwart nun ist davon so gut wie nichts mehr zu spüren. Durch die Innenperspektive von Charley bekommt man zwar eindeutig vermittelt, dass sie Jake immer noch sehr liebt, aber die Geschichte kann sich nicht wirklich entwickeln, da die beiden in der Gegenwart kaum gemeinsame Momente haben, die das Gefühl aus der Vergangenheit nur annähernd wiederbeleben lassen können. Hinzu kam, dass ich auch mit den charakterlichen Entwicklungen nicht hundertprozentig zufrieden war. Während Jake mit 16 etwas arrogant, charmant und dennoch mit sehr viel Herz war, war Charley mutig, selbstbewusst und dennoch eine Freundin, die man sich nur wünschen kann. Im Jetzt ist Jake immer noch charmant, aber er hat aus seiner Vergangenheit gelernt und ist merklich erwachsener geworden. Das zumindest hat mir gefallen, da es einfach realistisch war und ihn damit nur sympathischer gemacht hat. Charley dagegen, deren 16-jährige Version ich fast beneidet habe, hat viel von ihrem Selbstbewusstsein einbüßen müssen. Eigentlich verständlich, denn ihre erste große Liebe hat ihr ohne jegliche Erklärung das Herz gebrochen, aber muss man deswegen gleich so weinerlich sein? Ständig zog sie sich wieder in ein Schneckenhäuschen zurück, hinzu kam, dass sie ihren Eltern nicht beichten will, dass sie Jurakurse belegen möchte, um Polizistin zu werden. Die 20-jährige Charley habe ich definitiv als anstrengend empfunden. Dies war sicherlich auch ein Grund, dass der Funke in der Gegenwart einfach nicht überspringen wollte. Zudem haben die Nebencharaktere viel zu viel Platz eingenommen. Ich weiß von Samantha Young, dass sie gerne auch weiterhin mit ihren Charakteren arbeitet und deswegen ist es sicherlich nicht schlecht, dass diese dem Leser ebenfalls schon ans Herz wachsen. In diesem Falle haben sie die eigentliche Geschichte etwas schleppend werden lassen. Wenn es gerade wieder einen Hoffnungsschimmer gab, war das Problem einer Nebenfigur gerade wichtiger. Während die Flashbacks quasi nur aus Jake und Charley bestanden und man dadurch viel besser mit ihnen als Paar leben konnte, war die Gegenwart in dieser Hinsicht auf zu viele Schultern verteilt. Was ich dagegen überzeugend fand, war die Geschichte, die schließlich zur Trennung von Jake und Charley führte. Das Verhalten beider danach war nachvollziehbar und glaubwürdig. Ebenso Jakes Beweggründe für die letztliche Trennung. Auch wenn man ihnen als Leser die Trennung ganz sicher nicht gewünscht hat, so konnte man doch irgendwie damit leben. Der Schluss dagegen hat mich wieder etwas enttäuscht. Zwar hat man im Grunde ein Happy End und trotzdem hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, hier muss jetzt noch mehr kommen. Zwar weiß ich, dass ein zweiter Teil im nächsten Jahr folgt, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass das, was mir noch fehlte für einen ganzen weiteren Roman reicht. Da muss man also mal abwarten, ob das ein sinnvoller Schachzug war oder ob die Verführung mit einem weiteren Teil mehr Kohle zu machen doch größer war als die Vernunft…

Grundsätzlich ist „Into the deep“ solide Unterhaltung. Im Gegensatz zu Youngs Dublin-Street Reihe fällt es für mich etwas ab, da die Chemie in der Gegenwart zwischen den Protagonisten nicht wirklich stimmte. Zudem war ich auch mit Charley nicht immer einverstanden. Einen zweiten Teil würde ich aber definitiv lesen, da ich die Hoffnung habe, dass dort vielleicht endlich wieder die Chemie zwischen Jake und Charley in der Gegenwart überspringt… Ich vergebe 3 Sterne!