Rezension

Jeder kriegt sein Fett weg

Die Kälte in dir - Oliver Kern

Die Kälte in dir
von Oliver Kern

Bewertet mit 4 Sternen

==Inhalt==

 

 

 

Es ist Sommer und eine unsägliche Hitzewelle zieht über Süddeutschland. Doch dies ist nicht das einzige, das Kristina Reitmeier quält.

Die Beamten der Kripo Waiblingen hat gerade ihren Führerschein wegen einer wiederholten Tempoüberschreitung abgeben müssen. Dabei liebt sie nichts so sehr wie das Autofahren, nur im Auto fühlt sie sich frei. Dazu kommt noch, dass ihr Partner ab nächste Woche in den Urlaub geht. Wie soll sie also ihren Job machen ohne mobil zu sein?

 

Doch als wäre das noch nicht genug, gibt es einen Mordfall. Eine schon halb verweste Leiche wird weiter außerhalb im Garten der Villa eines wohlhabenden Pensionärs gefunden. Von dem Besitzer Egon Osswald fehlt jede Spur. Schnell wird klar, dass es seine Leiche ist, die im Garten liegt.

Der Schädel ist gespalten, dies ist die Todesursache, doch auch noch nach seinem Tod wurde am Körper herum geschnitten. Mittels einer Gartenschere wurde ein Stück Fettgewebe entfernt, was hat es damit auf sich?

 

Daniel Wolf ist unbefristet beurlaubt wegen einer internen Ermittlung gegen ihn und hat gerade eine Frau bei sich, als sein Telefon klingelt. Sein Chef ist am Apparat und bietet ihn einen Job bis zu seiner Anhörung an. Er soll Kristina fahren, sich jedoch aus jeglichen Ermittlungen heraushalten.

Daniel sagt zu, doch ihm fällt es zunehmen schwerer sich herauszuhalten, ist Kristina sogar teilweise voraus.

Langsam mehren sich die Leichen und der Kripo wird bewusst, dass sie es hier mit einem Serientäter zu tun haben, als dann auch noch Kristinas Partner, der eigentlich im Urlaub sein sollte zu seinem Opfer wird, rennt die Zeit.

 

Doch der Täter scheint ihnen stets einen Schritt voraus zu sein. Was will er und was hat es mit dem Fett auf sich???

 

 

 

 

==Meine Meinung==

 

 

 

Eigentlich schon witzig, dass man im Winter ein Buch liest, in dem extreme Hitze vorherrscht, dennoch kann man es sich nur zu gut vorstellen und fühlt sich schon nach den ersten Seiten in die Geschichte hineinversetzt.

Der Autor vermag es gut ausschmückend die Umgebung und seine Figuren zu beschreiben. Wobei sich die Persönlichkeiten erst nach und nach heraus formen.

 

Kristina Reitmeier lernen wir wirklich von ihrer schlechtesten Seite kennen, zumindest am Anfang, eine rabiate Frau, mit der viele nichts anfangen können, die stets ihren Kopf durchsetzen möchte und wirklich sehr schlecht gelaunt ist.

 

Die besten Voraussetzungen um jemanden nicht zu mögen. Oder sich nicht sicher zu sein, wie man zu der Protagonistin steht. Genau so ging es mir am Anfang, ich wusste nicht so recht, ob ich sie mögen oder überhaupt mit ihr warm werden würde, ich wusste aber auch, dass es mit ihr wohl nicht langweilig werden würde, dafür ist sie eine viel zu interessante Person.

 

Folgt man der Geschichte nun weiter, erfährt man viele private Dinge über sie, Tragödien, Inspirationen, Rückschläge. Das Negative scheint in ihrem Leben überhand zu nehmen und doch scheint sie eine weitestgehende Persönlichkeit zu sein, die engagiert ist und innerhalb ihres Präsidiums sogar ein paar Freunde hat.

 

Nur eine Sache wird nicht beleuchtet und auch nicht im Verlauf aufgeklärt, ein Trauma, das wohl in späteren Bänden angesprochen werden wird. Kristina hält es nicht in künstlich gekühlten Räumen aus oder in Autos, deren Klimaanlage angeschaltet wird. Dies fällt natürlich angesichts der herrschenden Hitze enorm auf und macht den Leser neugierig.

 

Bei Daniel Wolf liegt die Geschichte etwas anders. Er ist von Anfang an der Typ Mann, der irgendwie sympathisch wirkt, obwohl er eigentlich nur Mist baut. Auch er hat eine schlimme Vorgeschichte, die mit seiner eigenen Suspendierung zu tun hat, hier aber nicht verraten wird

. Obwohl er sich eigentlich völlig aus den Ermittlungen heraushalten sollte, gerät er von einer Klemme in die nächste, muss hart einstecken und lernt dennoch nicht daraus. Das einzige, dass man ihm zu Gute halten kann, ist dass er die Ermittlung voran bringt, wenn auch auf gefährliche und unkonventionelle Art und Weise.

 

Die Geschichte selber ist gut durchdacht, die Idee ist auf jedenfall neu, zumindest habe ich ähnliches noch nicht gelesen. Mir stellt sich jedoch die Frage, wie gut der Autor in medizinischen Fragen recherchiert hat. Einige Details erscheinen mir nicht sehr realistisch, eher sehr übertrieben. Dies schmälert irgendwie ein wenig die Authentizität.

 

Desweiteren sind die Ermittlungen selber manchmal ein wenig zu sprunghaft. Wenn Indizien fehlen, bringen spontane Einfälle alles voran ohne wirklich Hinweisen folgen zu können. Natürlich muss man immer zweispurig denken, aber auf Grund eines Verdachtes alle Ermittlungen in eine Richtung zu lenken wirkt nicht sehr echt, auch wenn der Fall gelöst wird. Ermittlungen können nicht nur auf Ideen und Instinkten beruhen. Zwar gibt es hier auf Hinweise, aber die sind rar gesät.

 

Ebenso schwer zu glauben ist die Tatsache, dass Daniel Wolf wiederholt auf eigene Faust ermittelt ohne Konsequenzen erwarten zu müssen. Da er nicht wirklich mit dem Fall betraut wurde, müsste man nicht fürchten, dass es vor Gericht Schwierigkeiten geben könnte, wenn man erklären müsste, dass ein eigentlich suspendierter Beamter, der dazu noch in Ausbildung ist für die Lösung verantwortlich ist? Ich bin kein Experte auf dem Gebiet, dennoch glaube ich fest daran, dass das Probleme verursachen würde.

 

Die Auflösung des Ganzen wiederum hat mir sehr gut gefallen, sie beruht dieses Mal auf Indizien und bringt dazu noch eine gehörige Portion Spannung mit. Desweiteren werden Details zum Schluss noch einmal zusammengefasst und wir erleben Beamte nach einem Fall. Wir sehen, dass das Leben nach einem schweren Fall nicht einfach so weiter geht, sondern Zeit braucht um verarbeitet zu werden. Dies macht die Personen wieder menschlich und sympathisch.

 

 

 

 

==Fazit==

 

 

 

Ein gelungener Thriller, der kleine Schwächen aufweist. Die Idee ist gut, die Umsetzung ausbaufähig, die Personen sehr gut gezeichnet. Die Spannung wird immer wieder hochgefahren, bis zum Schluss nur noch ein durch hetzen möglich ist, weil man es kaum noch aushält.