Rezension

Jeder Stern ein Traum

Wo die Sterne tanzen - Katharina Herzog

Wo die Sterne tanzen
von Katharina Herzog

Bewertet mit 5 Sternen

Die 35-jährige Nele kommt mit ihrer 8-jährigen Tochter Annika nach Juist, um das Haus der geliebten Oma Lotte zu verkaufen. Ihre Musicalkarriere an Broadway stagniert zurzeit und sie braucht dringend das Geld aus dem Verkauf, um in München neu Fuß fassen zu können. Der für sie schmerzliche Vorgang wird von ihrer Mutter boykottiert und um das Unglück zu komplettieren hält ihr Jugendfreund Henry sich auch auf der Insel auf. 

Katharina Herzog schreibt wunderschön einfühlsam über Neles Leben. 

In vielen Rückblenden erhält man Hintergrundinformationen und erfährt so, wie sich die Dinge warum entwickelt haben. Wie das Leben halt so spielt: es entwickelt sich nicht alles so gradlinig wie gewünscht und das eine oder andere Missverständnis hat große Folgen, die so nicht gewollt oder absehbar waren. Schlecht beraten ist in solchen Situationen, wer nicht miteinander spricht.

Henrys und Neles Wege waren lange eng verbunden, sie waren wie Peter und Wendy, doch des Einen Traum ist des Anderen Albtraum und so verlieren sie sich zunächst aus den Augen. 

 

Die Kapitel sind mit Ort und Zeitangabe überschrieben, über zeitliche Perspektivwechsel erschließt sich die Entwicklung der Protagonisten dem Leser nach und nach. 

Die Kapitel aus der Vergangenheit sind zusätzlich mit englischen Versen aus verschiedenen Musicals überschrieben, die sehr gut zum Geschehen passen. 

Das Cover ist liebevoll gestaltet, ebenso die Klappseiten des Umschlages. Dort ist eine Karte von Juist mit den wichtigen Orten aus dem Roman zu finden, sowie eine Übersicht über die Hauptfiguren. Insgesamt wirkt das Buch sehr schön und wertig.

 

Die Protagonisten Nele und Henry, aber auch die Nebencharaktere Oma Lotte, deren Freundin Emily, Laura (Neles Mutter), Annika (Neles Tochter), Eddie (Neles Vater) sowie Ben, Jens und Adam als Neles Freunde lernt man gut kennen. Es gelingt der Autorin die Charaktere durchweg mit Tiefe zu gestalten und mit liebenswerten Ecken und Kanten auszustatten. Sogar die Insel kommt mit ihren Besonderheiten nicht zu kurz. 

Obwohl man bei diesem Genre natürlich auf ein Happy End setzt, ist hier der Weg dahin nicht so vorhersehbar. Immer wieder steigt der Spannungsbogen noch ein wenig an und man kann - und sollte - sich über den Ausgang der Geschichte nicht sicher sein. Neben der Lösung der Wirrungen in Neles Leben, werden auch Homosexualität und Asylanten am Rande thematisiert, dies ist ohne Plattitüden wunderbar gelungen. 

Ein tolles Buch, das mich gut unterhalten hat. Ich konnte es schlecht zur Seite legen und werde es sicher nochmals zur Hand nehmen.