Rezension

Komplex, spannend & anspruchsvoll ...

Qube - Tom Hillenbrand

Qube
von Tom Hillenbrand

Bewertet mit 5 Sternen

Calvary Doyle ist Journalist und einer heißen Spur auf den Fersen. Seine Nase steckt mitten drin, in den neuen Recherchen zum Thema Künstliche Intelligenz, als er gemütlich sitzend im Café erschossen wird. Zum Glück konnte man ihn retten, aber seine Erinnerung an die letzten Wochen sind verschwunden. Verzweifelt versucht er, sich zu erinnern, seine Reisen zu verfolgen und zu verstehen, was er da Neues, Beunruhigendes herausgefunden hat. Nun allerdings ist er nicht mehr allein, bei seinen Nachforschungen, denn UNO-Agent Bittner ist seinem Schatten. Je mehr Calvary Doyle sich quält, umso mehr bekommt Bittner einen Einblick in dessen Nachforschungen und tatsächlich betrifft es den Turing-Zwischenfall, ein Quantencomputer mit eigener Intelligenz und Handlungen. Soll es davon etwa noch einen geben? Kann der Agent die Wahrheit herausbekommen? Und schlussendlich die Welt noch retten?

Tom Hillenbrand ist mit seiner Welt der Hologrammatica zurück und ich hatte es mir damals schon nach dem ersten Band gedacht, das hier noch mehr folgen wird. Zu Ende ist diese Geschichte nämlich noch lange nicht. Der erste Teil konnte bei mir schon hoch punkten, obwohl es doch recht technisch zur Sache ging, aber mit seinen Figuren und seinem Humor fand er das perfekte Gleichgewicht, ob es ihm hier wieder gelungen ist, erzähle ich euch nun.

Allein der erste Satz im Prolog lässt erkennen, dass der Autor hier mächtig seinen Spaß hatte. Diesen werde ich natürlich nicht verraten, aber Calvary haut es im wahrsten Sinne des Wortes gleich doppelt um und wenn man jetzt dachte, das er eine Hauptrolle ergattert hatte, der hat sich getäuscht. Tom Hillenbrand schickt UNO-Agentin Fran Bittner in den Ring und wer den ersten Teil gelesen hat, wird somit ein Wiedersehen haben. Diese Agentin wird auf den Journalisten angesetzt und wirft sich mit allem, was ihr zur Verfügung steht, in die Ermittlungen. Und wir wissen, dass sie sehr wandelbar ist. Fran verfolgt also jeden Schritt von Calvary, zieht daraus eigene Schlüsse und beginnt zu verstehen, das es wirklich eine Gefahr gibt und das, deren Ausmaße immens und verheerend wären.

Somit haben wir den ersten und wichtigsten Erzählstrang, aber hier gibt es noch einiges mehr. Neue Figuren, neue Aspekte aus der Welt der Hologrammatica und ziemlich interessante Verzweigungen. Somit tauchen wir mehr in dieses neue Zeitalter ein, entdecken Gamerspiele auf ganz neue Art und Weise, sehen, zu was reiche Unternehmer durchtriebenes Veranstalten und wie sich die Welt verändert hat. Das Weltall ist zwar bewohnt, aber da die Bevölkerung zu gering ist, wird die Erde wieder interessanter und die Technik lässt keine Wünsche offen, sich seine eigene zu schaffen. Aber das Spiel von Macht, Erfolg und Größenwahn ist immer noch ein altes und herrscht auch hier vor.

Qube ist also der zweite Teil und ich würde empfehlen, unbedingt den ersten gelesen zu haben, da es doch einige Querverweise gibt und diese Geschichten aufeinander aufbauen. Tom Hillenbrand hat hier nicht an Ideen und Zukunftsaussichten gespart, ganz im Gegenteil er lässt die Zukunft farbenfroh, faszinierend, abgedreht und mit technischer Raffinesse erstrahlen. Was einem aber auch gleich total umhaut und etwas überfordert. So erleben wir eine total Neue Welt und man kann es kaum glauben, dass das die Erde sein soll, putzig sind dann immer die Vergleiche, wie das früher einmal war und den Leuten nun total unverständlich daher kommt. Somit erleben wir wirklich Science Fiction pur und einen exzellenten Einblick, was künstliche Intelligenz alles anstellen kann.

Tom Hillenbrand beherrscht es einfach zu erzählen, herrlich finde ich es immer noch, dass er hier einen ganz anderen Ton anschlägt und sich somit ganz anders ausdrückt, als in seinen anderen Büchern. Moderner, frischer, frecher und spitzbübisch humorvoll. Außerdem kann er hier seine Begeisterung für die Technik- und Gamerwelt frönen. Zumindest hat man das Gefühl, das er darin total aufgeht. Was Letzteres angeht, gibt es ja auch ein Buch dazu, und wie er das Leben von Persia, der Profispielerin beschreibt, hatte schon etwas Leidenschaftliches. Außerdem ist die komplette Welt ziemlich komplex und auch die Geschichte hat noch einiges auf Lager. Allerdings möchte ich auch sagen, dass manches meinem technischen Hirn zu viel Wissen war und ich ab und zu nicht richtig einordnen konnte und somit das Gefühl, irgendeine Kleinigkeit nicht richtig zugeordnet zu haben. Aber trotzdem kann man den roten Faden folgen und der sagt mir, da kommt noch mehr.

Qube ist genauso komplex, spannend, anspruchsvoll, wie sein Vorgänger und machte wieder mega Spaß darin abzutauchen. Für mich ein richtig guter Science-Fiction Thriller, der es absolut in sich hat.