Rezension

Liebe ist keine Blumenwiese

Sweet Sorrow - David Nicholls

Sweet Sorrow
von David Nicholls

Dieses Buch besticht durch die sprachlich feinen Zwischentöne und den herrlich bissigen Humor.

Ich bin ein Nicholls-Fan. Erneut ist es ihm gelungen, mich zu begeistern mit seinem Stil. Der sagt nicht unbedingt der breiten, rosa Wolken verwöhnten Masse zu, wie in der das Buch begleitenden Leserunde auf Lovelybooks klar wurde. Viele kritische Töne waren zu hören. Die „eigentliche“ Handlung, also die Liebe zwischen Fran und Charlie, stehe zu wenig im Vordergrund, das Drumherum wäre langweilig und eigentlich wäre das auch kein echter Liebesroman. Das sind etwas überspitzt formuliert die Hauptkritikpunkte aus der Runde. Ich muss ihnen zustimmen, das ist alles richtig. Und dennoch möchte ich dagegen halten. Denn die Liebe, wie wir sie hier finden, ist erst einmal leise und kaum spürbar, überrennt dann alles, lodert hell und flaut wieder ab. Es zeigt auch, dass, nur weil die Protagonisten verliebt sind, die Schwierigkeiten und Probleme um sie herum nicht aufhören. Sie sind Teil ihrer Beziehung, weil sie zu deren Individuen gehören. Und das ist eine so grundlegend realistische Sicht auf Liebe, wie man sie nur selten findet.

 

Nicholls sprachlicher Stil konnte mich einmal mehr völlig abholen. Sein teils bissig, schwarzer Humor ist genau mein Ding. Die Dialoge sind alles andere als abgeschmackt und öde, sondern sprühen von Witz und Ironie. Dabei ist es an vielen Stellen das Ungesagte, was zwischen den Zeilen mitschwingt, das den eigentlichen Reiz dieses Romans ausmacht. Emotional hat mich die Geschichte um Fran und Charlie mitgerissen. Ich hatte so viele Flashbacks und Erinnerungen an meine eigene erste Liebe, dass es mir teilweise unheimlich war. Wie kann der Autor bitteschön so tief in meinen Kopf blicken? Tja, und nun, wo es vorbei ist, verspüre ich fast so etwas wie Liebeskummer. Allein die Analogien zu Romeo und Julia hätte es für mich nicht gebraucht, aber das ist ein kaum beachtenswerter Kritikpunkt meinerseits.

 

Fazit: Wer sich auf eine authentische, sprachlich feine, realistisch erzählte Liebesgeschichte einlassen kann, wird mit diesem Roman glücklich. Ich für meinen Teil muss mir nun dringend auch noch die anderen Bücher von Nicholls besorgen. 4/5 Sterne