Rezension

Seniorenquartett auf Mörderjagd

Der Montagsmordclub -

Der Montagsmordclub
von Richard Osman

Bewertet mit 4.5 Sternen

 Die Haare mögen schütter geworden sein, die Gelenke knarren und das Gehör hat auch schon mal besser funktioniert. Kein Grund, Senioren zu unterschätzen, und keinesfalls das betagte aber putzmuntere Quartett in Richard Osmans "Donnerstagmordklub" Die vier Bewohner einer exklusiven Seniorenwohnanlage im  ländlichen Kent haben sich zusammengefunden, um unaufgeklärte Mordfälle zu lösen. Fälle, die einst Gründungsmitglied Penny, ehemalige Detective Inspector, mit in den Ruhestand nahm. 

Mittlerweile liegt Penny nach mehreren Schlaganfällen auf der Pflegestation. Ihre Freundin Elizabeth, die auf eine mysteriöse Geheimdienstvergangenheit zurückblicken kann, hat daher die ehemalige Krankenschwester Joyce zum Club dazugeholt - mit ihren medizinischen Fachkenntnissen und ihrer scheinbaren Arglosigkeit eine ideale Ergänzung. Dem Club gehören außerdem noch der einstige Psychiater Ibrahim an, der sich mit Schwimmen und Pilates fit hält und auch technisch auf dem neuesten Stand ist sowie Ron, der als "roter Ron" auf sämtlichen Barrikaden, Streiks und Arbeitskämpfen seit der Thatcher-Ära die Ärmel hochkrempelte und auch heute keinem Streit für eine gute Sache aus dem Weg geht.

Die eher theoretische Aufklärung von "cold cases" aus Pennys Akten wird plötzlich zum heißen Fall,  als ein Bauunternehmer tot aufgefunden wird. Zumal es sich nicht um irgendeinen Unternehmer handelt, sondern um den Mann, der mit dem Immobiliendeveloper Ian vor den Augen der Senioren einen Streit hatte. Und Ian will die Seniorenanlage auf dem Gelände eines ehemaligen Klosters erweitern. Für Kontroversen sorgt dabei, dass auch der "Garten der Ewigkeit", prosaischer der Friedhof des Klosters, plattgemacht werden soll. ...

Skurril, exzentrisch und very british sind die  Figuren dieses unterhaltsamen Kriminalromans, der bei allem Humor auch ernste Töne anschlagen kann, ohne jemals ins Kitschige oder Sentimentale abzugleiten. Da ist die Einsamkeit nach dem Tod des Partners und vieler Freunde, die Angst vor einer Demenz, der Kampf um Würde und Autonomie. Altsein ist nichts für Weichlinge, so viel ist klar.

Ob Elizabeth als Meisterin der Manipulation die örtliche Polizeimacht für ihre Zwecke einspannt, Joyce Annäherung an einen einsamen Witwer sucht oder Ron sich um seinen Sohn, einen ehemaligen Profiboxer mit schillernder Vergangenheit sorgen muss - es ist schwer, die Senioren auf Mörderjagd nicht ins Leserherz zu schließen.

Richard Osman hält die Handlung nicht nur mit seinem unerschrockenen Quartett und eingeschobenen Tagebuchabschnitten von Joyce am Laufen. Ob ein leitender Ermittler mit Gewichtsproblemen, gleich mehrere falsche Identitäten und alte Kriminalfälle warten auf Aufklärung. Wenn nach zahlreichen Verwicklungen das letzte Kapitel dem Ende zugeht, packt mich großes Bedauern. Die Mitglieder des Donnerstagsmordclub und ihr Umfeld sind verdammt liebenswert - da kann doch nicht schon Schluss sein? Ein Trost bleibt: Laut Verlagsseite handelt es sich um den 1. Band einer Serie. Das ist doch ein gutes Versprechen!