Rezension

Und immer wieder: Zwanzig nach drei

Die drei Leben der Tomomi Ishikawa - Benjamin Constable

Die drei Leben der Tomomi Ishikawa
von Benjamin Constable

Bewertet mit 4 Sternen

Der Hobbyschriftsteller Ben Constable führt ein ganz normales Leben, sieht man mal davon ab, dass er an Prosopagnosie leidet und eine imaginäre Riesenkatze namens Cat hat. Seine tiefgründige und ehrliche Freundschaft zu Tomomi Ishikawa scheint ein plötzliches, trauriges Ende zu finden, denn sie begeht Selbstmord. Zumindest steht das so in ihrem Abschiedsbrief an Ben. Und der begibt sich auf Spurensuche, denn Tomomi hat ihm in Briefen und emails Hinweise hinterlassen, die ihn auf eine Schnitzeljagd quer durch Paris und New York führen. Ben erfährt Dinge über seine Freundin, die er sich nie erträumt hätte und bei dem er immer ein großes Fragezeichen im Hinterkopf behalten muss: Realität oder Fiktion? Denn nichts ist so, wie es zuerst scheint und bald weiß Ben überhaupt nicht mehr was oder wem er glauben und vertrauen soll…

Mir hat Constables Buch wirklich gut gefallen, auch wenn (ohne hier zu spoilern) ich das Ende etwas schwach fand. Eine herrlich skurrile, spannende, manchmal auch verwirrende Reise durch Paris und New York, bei der so mancher Leser ins Schwärmen geraten wird. Der Stil ist gut zu lesen, Briefe, Hinweise etc. sind optisch hervorgehoben, sodass keine Missverständnisse aufkommen können. So manch kleines Detail aus Tomomis Leben (wie z.B. die Uhrzeit Zwanzig nach drei) erscheint plötzlich durch ihre Vergangenheit in einem völlig neuen Licht und auch sonst hält das Buch allerlei Überraschungen und Twists bereit. Cat, als imaginäre Verkörperung von Bens Gewissen und sein Partner in kniffeligen Situationen hat mir ausgesprochen gut gefallen; allerdings hätte der Autor dieses Mittel meiner Meinung nach etwas mehr ausschöpfen können.

Alles in allem ein besonderes Buch, bei dem der Autor mit dem Leser spielt und man auch nach der Lektüre noch rätselt: Realität oder Fiktion?