Rezension

Ungewöhnliche Schauergeschichte!

Der mexikanische Fluch -

Der mexikanische Fluch
von Silvia Moreno-Garcia

Bewertet mit 4 Sternen

Ein nebelverhangenes Herrenhaus, schweigsame Angestellte und eine geheimnisvolle Familiengeschichte: Was gehört für euch zu einer Schauergeschichte? 

Mexiko, 1950: Ein beunruhigender Brief von Noemís Cousine, die überstürzt geheiratet hat, führt dazu, dass wir uns kurz darauf in den mexikanischen Bergen auf High Place – dem Anwesen der Familie Doyle – wiederfinden. Muffige Vorhänge halten die Sonne ab, die Tapete rollt sich an den Wänden und fehlende Elektrizität führt dazu, dass man stets eine Kerze bei sich führen sollte. Das Haus ist klamm und die Bewohner:innen tragen zur wenig einladenden Atmosphäre entschlossen bei. Dennoch lässt Noemí sich nicht davon abhalten herauszufinden, was es mit den Anschuldigungen aus dem Brief auf sich hat. Dabei versinkt sie zunehmend in den Abgründen von High Place – bis es vielleicht zu spät ist. 

Noemí ist ein interessanter und vielschichtiger Charakter, was ich auf den ersten Seiten nicht vermutet hätte: Sie will unbedingt eine andere Frau übertrumpfen und lässt ihre eigene Begleitung auflaufen... Es zeigt sich jedoch, dass sie auch reflektiert, mutig und aktiv auf der Suche nach ihrem Platz im Leben ist. Einige ihrer Handlungen haben mich zwar irritiert, an ihrer Stelle hätte ich die Türschwelle allerdings auch nie übertreten. Ich würde zwar nicht vor Ort den Nebel der Vergangenheit lüften, müsste aber auch nicht alleine in einem feuchten und leicht schimmeligen Zimmer schlafen. Ich würde nicht von eigenartigen Dingen träumen und müsste mich auch nicht mit dem Familienoberhaupt herumschlagen, der sich unter anderem mit erschreckender Inbrunst für Eugenik interessiert. Deutlich einfachere Karten… 

Für mich hat sich die Geschichte nach einem guten schaurigen Film angefühlt, sodass sich das Lesen sehr bildhaft gestaltet hat. Euch erwarten vielfältige Emotionen und eine gewisse Portion Ekel, der oft genug von Personen ausgeht – mal mehr, mal weniger detailliert. Denn „dass es keine Geister gibt, heißt nicht, dass man nicht heimgesucht werden kann“.