Rezension

Viel Sex und ein bisschen Gefühl

Für einen Sommer unsterblich -

Für einen Sommer unsterblich
von Jennifer Niven

Bewertet mit 2.5 Sternen

Claude steht kurz vor dem High-School Abschluss und möchte danach mit ihrer besten Freundin Saz einen Roadtrip machen. Doch dann erzählt ihr Vater ihr, dass er sich scheiden lassen möchte und ihre Mutter schleift Claude auf eine einsame Insel ohne Handyempfang. Mit der Ankunft auf der Insel fängt Claude plötzlich zu Zicken an. Jennifer Niven hat anfangs viel zu wenig beschrieben, wie sich Claude fühlt. Obwohl die Geschichte in der Ich-Perspektive geschrieben ist, hatte ich die komplette erste Hälfte keinen Zugang zu Claude gefunden. Zudem hatte die Protagonistin einige seltsame Gedankengänge zu bestimmten Geschehen, was den Leser ziemlich verwirrt. Statt Emotionen zu beschreiben hat die Autorin Szenen, z. B. als Claudes Vater ihr von der Scheidung berichtete, zweimal geschildert, einmal wie Claude es wahrnahm und das andere Mal, wie es tatsächlich geschah.

In dem Buch dreht sich auch sehr viel um Sex. Es ist verständlich, dass für Claude ihr erstes Mal eine große Sache ist, trotzdem denkt sie ständig an Sex und ist mir viel zu besessen davon, z. B. will sie in einer völlig unpassenden Situation, dass ihr Gegenüber „sie nimmt“. Außerdem ist Claude sehr unbedacht, als sie dann ihr erstes Mal erlebt. Anfangs hat Claude eine Affäre mit einem Mitschüler, obwohl sie in einen anderen verliebt ist, mit dem sie gerne ihr erstes Mal erleben würde. Auf der Insel lernt sie Jeremiah kennen, mit dem sie zum ersten Mal Sex hat, was Claude noch übellauniger macht. Auch wenn Jennifer Niven eine manchmal sehr seltsame Handlung erdacht hat, ist andererseits einiges doch sehr gut dargestellt. Die Autorin wirft die Frage in den Raum, warum Mädchen ihre Jungfräulichkeit „verlieren“ und bei Frauen auch heute noch so von Bedeutung ist als bei den Männern. Außerdem geht sie darauf ein, dass auch Sex keine einseitige Sache und der Schutz wichtig ist.

Nachdem der Anfang mich gar nicht überzeugen konnte, weil die Autorin Claudes Gefühle und Gedanken nicht nachvollziehbar darstellen konnte, wurde die Geschichte im weiteren Verlauf besser. Als Claude und Jeremiah Sex hatten, kommen sie sich auch näher. Sie erleben viele tolle Dates und lernen sich besser kennen. Schon bald schraubt Claude ihre Wut zurück und kann auch über die Scheidung ihrer Eltern reden und auch Jeremiah öffnet sich ihr mehr und mehr. Zu diesem Zeitpunkt konnte mich die Geschichte sogar berühren und die Beziehung zwischen den beiden war wirklich süß, romantisch und geborgen.

„Was glaubst du, wohin die Liebe geht, wenn man sich nicht mehr liebt? Glaubst du, es gibt eine Müllkippe, wo die ausrangierte Liebe gesammelt wird?“
„Wohin die Liebe geht, um zu sterben?“
„Ja. Oder um Recycelt zu werden.“
„Recycelte Liebe. [...] Vielleicht ist sie hinterher sogar noch stärker, weil sie aus allen möglichen Liebesresten zusammengeschmolzen wurde, aus all den Teilen, die überlebt haben.“
Dialog zwischen Claude und Jeremiah, S. 236

Im Gegensatz zur Handlung ist das Setting wirklich schön. Die Vegetation und die Tiere der Insel in Georgia werden oft in die Geschichte eingebaut, indem Claude und Jeremiah am Strand Schätze suchen, nachts am Strand sitzen oder auf der Insel rumstromern. Die Natur dort ist wunderschön und es gibt vieles zu entdecken.

Das Ende war insgesamt gut, hat mich aber doch auch etwas enttäuscht, weil einiges offen bleibt. Kurz vor Schluss wird wieder vermehrt auf Claudes Mutter und deren Recherchen eingegangen, jedoch ohne Resultat oder Entwicklung in deren Gefühlen. Claude erlebt einen unvergesslichen Sommer, doch wie ihr Leben danach weitergehen könnte, war mir zu ungenau.

 

Fazit:
„Für einen Sommer unsterblich“ hat mich insgesamt enttäuscht. Ich hab wirklich lange gebraucht bis ich in die Geschichte reinkam, die mich dann überraschenderweise sogar berühren konnte. Das Hauptthema ist das erste Mal Sex und die erste Liebe, was überwiegend gut dargestellt wurde. Dieses Buch ist wirklich nur für Jugendliche zu empfehlen, die sich momentan viele Gedanken um Sex machen.