Rezension

Vielschichtiger Roman mit komplexen Themen

Die verschwindende Hälfte - Brit Bennett

Die verschwindende Hälfte
von Brit Bennett

Bewertet mit 4 Sternen

Dies war mein erstes Buch von Brit Bennett und ich muss sagen, es hat mir wirklich sehr gut gefallen! Ein äußerst vielschichtiger Roman, der eine komplexe Themenvielfalt bietet, aber trotzdem nicht trocken oder langweilig daherkommt, sondern eine spannende und mitreißende Geschichte erzählt. Wirklich ein wunderbares literarisches Werk.

Das Buch handelt von zwei Zwillingsschwestern, Desiree und Stella. Sie kommen aus dem ländlichen Louisiana und es scheint so, als würden die Kinder dort von Generation zu Generation hellhäutiger werden. Die Zwillingsschwestern haben allerdings nur einen Wunsch, sie möchten diesen Ort verlassen, da sie dort keine Zukunft mehr für sich selbst sehen. Dabei schlagen Desiree und Stella ganz unterschiedliche Wege ein. Während Desiree einen sehr dunkelhäutigen Mann heiratet, gibt sich Stella als Weiße aus. Die Wege der Schwestern trennen sich, und es soll einige Jahre dauern, bis sie wieder aufeinandertreffen und sich mit ihrer Vergangenheit, ihrer Herkunft, ihrer Identität und dem Verlauf ihrer jeweiligen Leben auseinandersetzen müssen.

Dominiert wird das Buch durch die Themen Rassismus und Hautfarbe. Vor allem wird das natürlich dadurch verdeutlicht, dass Stella sich als Weiße ausgibt, weil sie erkennt, dass ihr dadurch sehr viel mehr Türen offen stehen. Aber es geht auch noch um so viel mehr in diesem Buch. Identität spielt eine sehr große Rolle, LGBTQ+ wird angesprochen, auch die Liebe in all ihren Facetten kommt hier nicht zu kurz, auch Feminismus spielt in diesem Buch eine große Rolle und vieles mehr! Das Buch ist so komplex wie das Leben selbst. Es beschäftigt sich mit den Fragen: Woher komme ich? Was macht mich aus? Wohin gehöre ich? Was will ich vom Leben? Und das auf eine so niveauvolle und doch unterhaltsame Art und Weise, dass man vor Brit Bennett wirklich nur den Hut ziehen kann.

Die Charaktere waren super ausgearbeitet, nicht nur die beiden Hauptfiguren Desiree und Stella, auch jegliche Nebenfiguren waren sehr lebensecht dargestellt. Brit Bennett arbeitet in ihrem Buch immer mit größeren Zeitsprüngen und Rückblenden, was die Geschichte für mich aber nur noch spannender und interessanter gemacht hat.

Ein wirklich lesenswertes Buch, auch im Hinblick auf die aktuelle Lage in den USA. Nur zu empfehlen!