Rezension

Virtuos

Singe ich, tanzen die Berge -

Singe ich, tanzen die Berge
von Irene Solà

Bewertet mit 4 Sternen

"Singe ich, tanzen die Berge" spielt in den katalanischen Pyrenäen und ist ein wirklich außergewöhnliches Buch. Mit ausdrucksstarker Feder schreibt Solà über ein kleines Dorf in den Bergen, doch die Handlung wird nicht linear von einigen wenigen Personen vorgetragen, sondern ist ein polyphones, virtuoses Schreibexperiment, das neben Menschen auch Tiere, Geister, Wolken und die Bergwelt selbst zum Erzählen bringt. Ein ungewöhnlich mystisches Erzählklima zieht sich durch den ganzen Roman, durchwebt von einer zarten Poesie, die tiefgründig und gedankenreich ist.

Solàs Werk ist kein leichter Roman zum mal nebenbei schnell Weglesen, sondern fordert wirklich aufmerksames Lesen, Geduld und den Willen zum Verstehen. Und manchmal fühlte ich mich sehr wie in einem Labyrinth, vom richtigen Pfad abgekommen und in der Handlung verirrt. Für mich persönlich nicht ganz so schlimm, da ich das Buch liebend gern auch ein zweites Mal lesen werde, aber gerade zum Ende hin habe ich mich mit der Handlung wirklich schwer getan, was vielleicht einfach an meiner schwindenden Aufmerksamkeitsspanne lag. Insgesamt ist "Singe ich, tanzen die Berge" dennoch ein sprachgewaltiges, literarisches Kunstwerk mit tollem Leserythmus, das die Natur auf unglaublich greifbare Weise personifiziert und charakterisiert, und dem ich die aktuelle Aufmerksamkeit zutiefst gönne. Hervorzuheben ist außerdem die wirklich grandiose Übersetzung aus dem Katalanischen von Petra Zickmann.