Rezension

Was für ein schönes, kurzweiliges Buch!

Agathe
von Anne Cathrine Bomann

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Psychiater, der seinen nahenden Ruhestand herbeisehnt, zählt abwärts die noch verbleibenden Sitzungen, die ihm bis zu diesem Ziel noch bevorstehen. Er ist die Leiden und das Lamentieren seiner Patienten längst überdrüssig geworden.
Seine Vorfreude auf den immer näher kommenden Ruhestand wechselt jedoch zur Panik, als ihm klar wird, dass der Ruhestand zwar das Ziel ist, er aber nicht im mindesten eine Idee hat, womit er diesen füllen soll. Seit Jahrzehnten in Routinen agierend ist er zunehmend frustiert von der Arbeit mit seinen Patienten, mit denen er auch aufgrund seiner mangelnden Motivation nicht weiterkommt, die ihn aus irgendeinem Grund weiter aufsuchen. Erst als seine resolute Sekretärin – zunächst entgegen seinem Willen - auf die letzten Tage eine neue Patientin in seinen Terminkalender aufnimmt, entwickelt er nach und nach die Motivation ihr tatsächlich helfen zu wollen, wo er anderen Patienten mittlerweile nur noch widerwillig zuhört. An Agathe entwickelt er ein besonderes Interesse. Der Wunsch, Agathe das Leben mit Glück zu füllen, bringt ihn nicht nur dazu auch für seine anderen Patienten neue Wege zu finden, sondern auch sein eigenes Glück suchen zu wollen und eigene Wege zu gehen.

Es ist die Geschichte einer Selbstfindung, die man hier liest, wie es sie sicherlich viele gibt. Die Besonderheit dieser Geschichte liegt für mich darin begründet, dass man sich in einen Charakter hineinliest, der so ganz und gar nicht liebenswert, sondern festgefahren, eigenbrötlerisch und mürrisch ist, der aber ganz unerwartet zur Wandlung fähig ist, der nicht nur sich selbst, sondern auch den Leser überrascht und manchmal schmunzelnd auf den Seiten innehalten lässt.
Unterhaltsam und kurzweilig.

Kommentare

Emswashed kommentierte am 31. Januar 2019 um 07:50

Wie gut, dass es Freundschaften gibt. Ohne Deine Rezi wäre ich jetzt nicht auf dieses Buch aufmerksam geworden... dünn, nichtssagender Titel, blasses Cover... eigentlich nicht meine Beute. So aber kann ich sagen: "Muchas gracias!".

Paperboat kommentierte am 31. Januar 2019 um 09:23

Das Büchlein ist tatsächlich relativ unscheinbar, und seine äußere Wirkung entfaltet sich meiner Meinung nach auch erst, wenn man es mal in die Hände genommen hat. Es hat nämlich einen sehr angenehmen Einband wie ich finde.