Rezension

Die Moral trieft von der Geschicht'.

Ghetto Bitch
von Gernot Gricksch

Bewertet mit 3 Sternen

Jugendbücher zeigen viel auf, sehr viel, manchmal eine richtig gute Entwicklung. Das Setting ändert sich, aber originell bleibt originell und unoriginell bleibt unoriginell. Ghetto Bitch gehört leider zu letzterem. Das Setting ist modern, aber die Story so unoriginell wie möglich.

Nele, 16 Jahre alt, ist reich und arrogant. Sie sieht auf die Assis in der Assi-Siedlung herab. Bis sie selber dort landet und zu den Harz IV-Empfängern gehört. Sie entdeckt, ach Gott, das sind ja auch Menschen, die hier leben und darunter gibt es solche und solche. Ihr jüngerer Bruder ist froh, dem reichen Gesocks zu entkommen, muss aber ebenfalls noch einiges lernen, zum Beispiel, dass man einen Standpunkt braucht. Manchmal hilft dann auch ein glücklicher Zufall ein bisschen mit.

Was der Autor Gernot Gricksch kann, ist Jugendsprache. Sein Stil ist frisch, frech, unfromm, frei und wird aller Wahrscheinlichkeit nach recht gut bei den Jugendlichen ankommen. Ansonsten ist seine Geschichte höchst unoriginell dieselbe, die sie immer ist und war: Hochmut kommt vor dem Fall. Vom hohen Roß zu fallen tut weh. Nach einigem Hin und Her hat man seine Lektion gelernt, der Charakter ist gestählt und geformt, m.a.W. der Held/die Heldin ist geläutert. Ende gut. Alles gut. Das ist langweilig.

Die moderne Verpackung rettet das Buch gerade mal so vor der absoluten Banalität und Bedeutungslosigkeit. Zu dick aufgetragen ist die Moral, es trieft! Viele weibliche Jugendliche werden es wegen der Identitätsmöglickeiten gerne lesen, irgend eine Art von Anspruch darf man jedoch nicht erwarten.

Fazit: Die Moral trieft aus dem Buch wie das Blut aus der gewissen Zeitung. Die freche Sprache tröstet über die allzu platte Geschichte, in der ein Klischee nach dem anderen verhackstückt wird, weg. Der schale Geschmack kommt erst hinterher. Nach einem schnellen Durchlesen. Wegen der Sprache kann man nicht unter drei Punkte gehen. Schade eigentlich.

Kategorie: Jugendbuch
Verlag: Dressler, 2016

Kommentare

Naibenak kommentierte am 16. Juni 2016 um 08:53

Ach wie schade :( Das klingt nicht so prickelnd... Und dabei mögen wir (mein Sohn und ich^^) den Autor gern. Vielleicht ein Buch, das junge Menschen tatsächlich etwas mehr anspricht, da sie ja noch am Anfang ihres Lebens/ ihrer Leseerfahrungen sind *lach*. Zumindest deiner Beschreibung nach würde ich das vermuten. Schöne Rezi, danke!!!