Rezension

Düster, spannend... Und komisch!

Steelheart - Brandon Sanderson

Steelheart
von Brandon Sanderson

Das Cover lässt ein düster-dystopisches Buch erwarten, eine grausame Zukunft voller Gefahr und Unterdrückung. Auch der Klappentext klingt nach bitterernstem Freiheitskampf, nach Gewalt und Kampf und Verlust... Und einerseits wird diese Erwartung auch erfüllt - denn oft liest sich das Buch wie ein knallharter Actionfilm, in dem es keine Superhelden gibt, sondern nur Superschurken. Schon der Prolog gibt einen Vorgeschmack darauf, dass die Mutanten dieser Welt überhaupt nichts Gutes bringen. Spannung und Tempo schrauben sich immer wieder rasant in die Höhe, und in diesen Passagen flogen die Seiten für mich nur so dahin!

Andererseits: was das Cover nicht erwarten lässt sind die Leichtigkeit und auch der Humor, mit denen Brandon Sanderson diese Geschichte erzählt. Oder die Freundschaft und Verbundenheit zwischen den Widerstandskämpfern, die allesamt starke Persönlichkeiten sind - und schrullige, denn jeder davon hat seine Macken.

Bei aller Actionfilm-Atmosphäre klingen auch immer wieder nachdenklichere Motive an. Worüber David, unser jugendlicher Held, zum Beispiel oft nachdenkt: Macht korrumpiert. Er sieht es an den Superschurken, aber es gab Szenen, in denen ich dachte: er sieht es nicht an sich selbst. Und die Menschen werden von den Epics grausamst unterdrückt, aber oft drängte sich mir der Gedanken auf, dass wir Menschen uns im Verlauf der Geschichte schon ganz Ähnliches gegenseitig angetan haben und immer noch antun...

Action, Gewalt, Angst, Leichtigkeit, Humor, Nachdenkliches... Diese Mischung machts. Nämlich originell, packend und wunderbar zu lesen, und das sicher nicht nur für Fans von Superhelden. Irgendwie hat mich das Buch von der Atmosphäre und den Charakteren her immer wieder an die Fernsehserien von Joss Whedon erinnert - "Buffy", "Angel" und vor allem "Firefly"! Oder auch Serien wie "Heroes" oder "Lost Girl". Wer diese Mischung aus Action und Humor also mag, sollte mal in "Steelhart" reinlesen!

Im Mittelpunkt der Geschichte steht David, dessen Vater von Steelheart getötet wurde. Seitdem widmet er sein ganzes Leben der Aufgabe, zum Experten über die Epics zu werden, ihre Schwachstellen herauszufinden, um sie dann damit töten zu können. Er will Rache - besonders an Steelheart. Aber er weiß, dass er das nicht alleine schaffen kann, deswegen versucht er, von den Rächern aufgenommen zu werden: der bisher einzigen Widerstandsgruppe, die wirklich etwas bewirkt. Allerdings muss er schnell feststellen, dass die Rächer erstens keine Bewerbungen akzeptieren - und zweitens nicht ganz die edlen Helden sind, die er sich vorgestellt hat. Liebenswert sind sie aber irgendwie alle: die Cola-süchtige Tia, die taffe Megan, der Möchtegern-Südstaaten-Schotte Cody, der gutmütige Abraham, und nicht zuletzt der Professor mit dem messerscharfen Verstand und der mühelosen Authorität. Die Charaktere waren für mich alle echt und glaubhaft, und ich fand sie einfach großartig!

David verknallt sich schnell in Megan, aber für viel Romantik bleibt einfach keine Zeit - vor allem, da Megan ihn anscheinend nicht ausstehen kann. Aber David wäre nicht David, wenn er so einfach aufgeben würde...

Dass ich in diesem Buch trotzt aller dystopischen Düsternis so oft laut gelacht habe, das war auch meist David zu verdanken - David und seiner innigen Liebe zu Metaphern und Vergleichen. Denn leider hat er überhaupt - kein - Talent - dafür. Und da er uns die Geschichte aus seiner Sicht erzählt, kommt man fast jede Seite in den zweifelhaften Genuß!

"Aber selbst ein neunzig Jahre alter blinder Priester hätte bei dieser Frau innegehalten und gestarrt. Jedenfalls wenn er nicht blind gewesen wäre."

"Ich stellte mir vor, auf so einer Maschine durch die Straßen zu rasen. Sie sahen ungeheuer gefährlich aus. Wie Alligatoren. Wirklich schnelle schwarze Alligatoren. Ninja-Alligatoren."

Aber auch Cody sorgt mit seinen wilden Geschichten oder auch seiner trockenen Art für Humor - besonders im Doppelpack mit Abraham. Die Dialoge zwischen den beiden sind manchmal einfach zum Schreien!

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, und er war für die Geschichte einfach perfekt passend. David ist (abgesehen von seinen haarsträubenden Metaphern) ein wunderbarer Erzähler, der einem die Geschehnisse beinahe bildlich vor Augen führt und Spannendes genauso mühelos schildert wie Komisches oder Nachdenkliches.

Das Einzige, woran ich im Laufe des Buches manchmal zu knabbern hatte: die Fähigkeiten der Epics. Aus irgendeinem Grund ist das für mich vollkommen ok, wenn jemand Feuer erzeugen oder sich unsichtbar machen kann. Aber wenn es zum Beispiel um einen Superschurken geht, dessen einzige Fähigkeit darin besteht, eine endlose Anzahl von Schüssen aus einer Waffe abzufeuern, dann sagt mein Gehirn: das ist unlogisch! Er kann offensichtlich Materie erzeugen - aber nur Metall in Kugelform, nichts sonst? Natürlich ist das Blödsinn, denn eigentlich haben keine dieser Fähigkeiten eine Basis in unserer Realität; aber dennoch waren manche Fähigkeiten für mich einfacher zu akzeptieren als andere.

Fazit:
Eine Superschurken-Dystopie, die mit erstaunlicher Leichtigkeit und viel Humor erzählt wird, dabei aber immer spannend und action-geladen bleibt. Die Charaktere sind wunderbar, und besonders David, den jugendlichen Protagonisten, habe ich schnell in mein Herz geschlossen.