Rezension

(Noch) Ein gutes post-apokalytisches Jugendbuch

Steelheart - Brandon Sanderson

Steelheart
von Brandon Sanderson

Bewertet mit 4 Sternen

Ich mag Brandon Sanderson. Bisher habe ich noch nichts von ihm gelesen, was mir nicht gefallen hat. Einzelroman, Trilogie, Sequel, Reihe, Kurzgeschichte – der Mann kann einfach alles. Mit Steelheart hat Sanderson nun den Auftakt einer Jugendbuch-Reihe geschrieben und daher musste ich mir auch dieses Buch zu Gemüte führen. Zugegeben mit der Reihe Alcatraz hat Sanderson bereits eine Jugendbuch-Reihe geschrieben, aber die habe ich nicht gelesen und in naher Zukunft werde ich es wohl auch nicht können, da sie in Deutschland nicht mehr erhältlich ist. Ich muss zugeben, dass ich das Buch auch nur lesen wollte, weil Sanderson der Autor war. Normalerweise sind postapokalypitische Jugendbücher nicht mein favorisiertes Lesefutter, doch mit Steelheart konnte Sanderson mich sehr wohl unterhalten.
Eines Tages erschien im Himmel ein heller Punkt, was genau sich dahinter verbirgt, z.B. ein Koment ist, nicht bekannt. Jedenfalls beginnen einige Menschen mit dem Erscheinen von Calamity sich zu verändern und Superkräfte zu entwickeln. Schnell wird deutlich, wie die Menschheit wirklich tickt, denn die Epics, wie die “mutierten” Menschen genannt werden, die die mächtigsten Kräfte besitzen, greifen nach der Macht und knechten die normal gebliebenen. Superhelden, die den Bösen die Meinung geigen, gibt es nicht. Macht verdirbt eben den Charakter. Nicht alle Städte und Regionen haben dabei so viel “Glück” gehabt wie Chicago, welches sich ein mächtiger Epic namens Steelheart Untertan gemacht hat. Steelheart regiert mit stählerner Hand, aber im Grunde geht es den Menschen gut, wenn sie sich an die Regeln halten. Gelegentlich muss er jedoch den einen oder anderen umbringen, um seine Vormachtsposition zu behaupten. Auf änhliche Weise hat er Davids Vater ermordet und sich somit David zum Feind gemacht. Nach zehn Jahren möchte sich David daher einer Rebellentruppe anschließen, um mit ihnen Steelheart umzubringen. Wenn es doch so einfach wäre…
Steelheart ist im Grunde Davids Geschichte, da er die Hauptperson ist. Das Buch ist auch aus seiner Sicht geschrieben. Wir erleben, wie er seinen Vater verliert und wie er versucht sich den Rächern anzuschließen, dort schließlich Anschluss findet und sich eine kleine Romanze anbahnt. Ausreichend Action ist auch vorhanden. Sanderson schreibt spannend und hebt sich genügend Details auf, um im Finale mit der einen oder anderen eine Wendung auslösender Erkenntnis aufzutrumpfen. Das hat mir gut gefallen. Zudem ist das Buch in sich abgeschlossen, bietet aber ausreichend Potential die Geschichte sinnvoll fortzusetzen, denn es gibt noch ausreichend Epics auf der Welt zu beseitigen, bevor die Menschheit wieder in Freiheit leben kann.
Man merkt dem Buch zwar an, dass es ein Jugendbuch sein soll, da der Chakater gerade erst volljährig geworden ist, aber bestimmte Dinge, die ich mit einem Jugendbuch verbinde fehlen hier: Ganz häufig bleiben Jugendbücher oberflächlich und gehen vor allem was die Charaktere und die Hintergünde angeht nicht in die Tiefe und es gibt immer eine Liebesgeschichte die sich ab einem Punkt massiv in den Vordergrund drängt. Beides ist hier anders. Das Buch hat mit über 400 Seiten eine ausreichende Länge, um Tiefe zu erzeugen und Kitsch und Liebeleien fehlen hier völlig. Stattdessen gibt es jede Menge Action und so manche Szene wurde auf jeden Fall auf FSK-12-Niveau geschrieben. Daher ist die Action realistisch, aber nicht zu brutal, so dass ich die Verlagsempfehlung ab 14 Jahren unterstützen kann. Doch auch ältere oder gar erwachsene Leser können ihre Freude daran haben.
Mir hat die Lektüre des Buches gut gefallen und mir Spaß bereitet, aber irgendwie bin ich dieses Post-Apokalyptische in Büchern irgendwie über, auch wenn hier die Apokalypse im Grunde keine war, sondern dass manche Menschen durch Calamity einen Evolutionsschub bekommen haben und die Welt dadurch zu Grunde geht. Ich kann es einfach nicht mehr lesen. Gefühlt hat mindestens jedes zweite Jugendbuch dieses – wie auch immer gestaltete – Thema. Zugegeben, es gibt auch kaum Innovationen in der (High- oder auch Heroic-) Fantasy, doch da macht mir das kaum etwas aus, da dies mein Lieblingsgenre ist. Diese postapokalytischen oder dystopischen Jugendbücher und ich werden wahrscheinlich keine Freunde mehr.

Fazit: Steelheart ist ein wirklich gelungener Auftaktband einer Jugendbuch-Reihe mit einem post-apokalyptischen Thema. Auch hier, zeigt Sanderson, dass er ein guter Autor ist: Das Buch ist spannend, mit einem gelungenen Finale, ist zudem in sich abgeschlossen, bietet aber Potential für Fortsetzungen und lässt sich daher prima lesen. Ich hatte ohne Frage unterhaltsame Lesestunden mit dem Buch. Auch wenn Sanderson mit den Epics eine (für mich neue Form) der Bedrohung der Menschheit geschaffen hat, ist es dennoch immer noch “nur” ein post-apokalyptisches Thema und davon habe ich gefühlt schon viel zu viel gelesen – wobei dieses Buch dabei eindeutig zu den besten gehört. Wer Gefallen an solchen Romanen bzw. Reihen findet, dem sei dieses Jugendbuch wärmstens ans Herz gelegt.