Rezension

Irgendetwas zwischen Jungentraum, Agentenwahnsinn und Superhelden.

Steelheart - Brandon Sanderson

Steelheart
von Brandon Sanderson

Bewertet mit 4 Sternen

Erster Satz: Ich habe Steelheart bluten sehen.
Eye-Candy: Das Cover ist wirklich sehr passend. Nicht nur das offensichtliche "Steel"-Motto, sondern auch die Tatsache, dass eine bestimmte markante Szene aus der Handlung gezeigt wird.
Inhalt: Eine Art Endzeit-Dystopie, in der Menschen mit besonderen Fähigkeiten auftauchen. Anders als erhofft, sind diese Menschen allerdings keine Superhelden, sondern Superschurken. Sie zögern vor nichts zurück und verwenden ihre Kräfte zu ihrem eigenen Vorteil.
In dieser Welt muss David aufwachsen und sich durchschlagen. David hat ein Geheimnis, das er niemandem anvertrauen kann: Er hat Steelheart bluten sehen.
Meine Meinung: Eine Welt, die von Superschurken beherrscht wird – eine bessere Idee ist kaum möglich! Und da ich so viel von Brandon Sanderson gehört habe, konnte ich es kaum erwarten mit dem Buch anzufangen. Den Einstieg fand ich auch sehr ansprechend. Ohne sich mit vielen Erklärungen aufzuhalten, wird der Leser mitten in das Geschehen hineingeworfen.
Das Buch wird aus der Sicht von David erzählt. David ist ein "typischer" Junge, der keine gescheiten Metaphern formulieren kann. Diese Angewohnheit soll wohl zu lustigen Wortspielen führen und David sympathischer und lustiger erscheinen lassen. Bei manchen Lesern mag das wohl funktionieren, aber mich hat es leider nur genervt. Insgesamt hatte ich von David eher einen oberflächlichen und stereotypischen Eindruck. Dieser Eindruck hat sich nur noch dadurch verstärkt, dass er Megan (es wird sofort klar, dass sie der Love Interesst von ihm ist) wie einen Männertraum beschreibt. Sie ist total heiß, total auf Action gepolt und hat bis fast zum Ende keinen vorzeigbaren Charakter. Das ist nicht ihre Schuld, sondern die von David, der nur auf "die kleinen Granaten" in ihrem Top fixiert ist. 
Ich mag die Charakterisierung in "Jungs-" und "Mädchen"bücher nicht, aber während des Lesens hatte ich leider viel zu oft das Gefühl, dass gezielt männliche Leser angesprochen werden sollen.
Die restlichen Charaktere haben ein Déjà-Gelesen-Gefühl in mir ausgelöst. Die Rebellengruppe, die aus den üblichen Verdächtigen besteht. Der absolut böse Bösewicht, der um der Bosheit willen böse ist. Und die kleinen Nebenfigürchen, die aus einem der X-Men-Filme stammen könnten. 
Dennoch ist das Buch sehr spannend und flüssig geschrieben, sodass man es kaum aus der Hand legen lassen kann, da man wissen möchte, wie das Ganze sich nun auflösen mag. Das Ende habe ich etwas enttäuschend empfunden, aber obwohl eine große Wende nicht mehr kam, ist es zufriedenstellend.
In der Kürze liegt die Würze: Superschurken; interessantes Setting; Comic-Feeling; flache Charaktere, die gegen Ende an Tiefe gewinnen; spannender und flüssiger Schreibstil
Bewertung: Das Buch ist wirklich gut geschrieben, aber den Hype um den Autor verstehe ich (noch) nicht. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch oder ich gehöre nicht zur Zielgruppe. Jedenfalls ist Steelheart für mich ♥♥♥♥ Herzchen wert und ich freue mich schon auf den zweiten Band.