Rezension

Ein Jugendrama, dass einen nicht kalt lässt!

Wir wollten nichts. Wir wollten alles. - Sanne Munk Jensen, Glenn Ringtved

Wir wollten nichts. Wir wollten alles.
von Sanne Munk Jensen Glenn Ringtved

Kurzbeschreibung

Lässt nicht los: Liebe, die absoluter nicht sein kann. Zwei Leichen werden aus dem Limfjord gezogen: Liam und Louise. Ihre Hände sind mit Handschellen aneinandergekettet. Alle Indizien weisen auf Selbstmord hin. Louises Eltern zerbrechen fast am Tod ihrer Tochter, doch ihr Vater klammert sich daran, die Wahrheit herauszufinden. Als er Louises Tagebuch findet, eröffnet sich ihm das Leben, das seine Tochter und Liam in den vergangenen Monaten geführt haben.
Ein Roman, der unter die Haut geht: gewaltig und voller Sehnsucht mit einer Heldin voller Hingabe und einem Protagonist voller Widersprüche. In der Tradition der großen skandinavischen Autoren.

Meine Meinung

Als ich die Inhaltsangabe diese Buches gelesen habe, musste ich es mir sofort auf den Reader laden. Normal hätte ich dieses Wahnsinns-Buch lieber als Print gehabt; wie gesagt, ich wollte es "SOFORT" lesen.
Ich habe schon immer gerne Bücher gelesen, in denen verstorbene Menschen noch auf Erden agieren. Oft habe ich mir schon die Frage gestellt, ob es so etwas wirklich gibt. Dieses Thema ist für mich total faszinierend.
Ich habe richtig gehandelt. Dieses Jugenddrama hat mich über 300 Seiten lang gefesselt. Liam und Louise haben bei mir gemischte Gefühle hervorgerufen. Einerseits hat mich ihre Liebe zueinander total berührt; anderseits hatte ich manchmal einen Hass auf Liam. Seine dubiosen Geschäfte hatten eine zerstörerische Wirkung. Louise hätte ich manchmal gerne gepackt, nach Hause geschleift und ihr so richtig den Kopf gewaschen. Manchmal konnte ich mir nicht vorstellen, dass es bei ihr noch Liebe war. Mir kam es so vor, als wenn eine große Portion Hörigkeit im Spiel wäre. Zitat von Louise: >>Manchmal glaube ich, dich mehr zu hassen als zu lieben.<<
Die Freundschaft mit Louises Freundin Cille hatte gewaltige Risse bekommen. Cille konnte nicht mehr zu Louise durchdringen. Sie schenkt ihr eine Tagebuch, um ihre Sorgen und Nöte aufzuschreiben. Wenigsten dem Büchlein soll sie Vertrauen schenken.
Louises Vater findet sich nicht damit ab, dass Louises Todeswunsch ungeklärt bleibt. Mit Cille macht er sich auf die Suche nach dem Tagebuch und die Wahrheit. Die Ehe mit seiner Frau scheint daran zu zerbrechen. Louises Mutter will nicht mehr über den Tod ihrer Tochter sprechen. Sie frisst alles in sich rein.
Der Vater von Liam war mir sehr sympathisch; trotz seines Alkoholproblems. Er hat den Tod seiner Frau auch nach Jahren noch nicht richtig verarbeitet. Mit wem auch? Er fühlt sich in Dänemark nicht heimisch; hängt immer noch seiner Heimat in Irland nach. Nach dem Tod von Liam versucht er seinem jüngeren Sohn ein guter Vater zu sein.

Fazit

Ich denke, es gibt nichts Traurigeres als sein Kind durch Selbstmord zu verlieren. Das Gefühl total versagt zu haben, macht die trauernden Eltern mürbe.
In der Geschichte sieht man das besonders bei Louises Eltern. Statt sich gegenseitig zu stützen, triften sie immer weiter auseinander.
Louise Vater fand ich manchmal ziemlich arrogant. Wie er Liams Vater ignoriert hat und ihm alle Schuld gegeben hat, war einfach nur grausam. Der Ire hätte auch jemanden zum Sprechen gebraucht.

Eine Liebe die den Drogensumpf nicht überlebt hat, ein junges Mädchen, dass nach seinem Tod noch auf Erden verweilt und ihrer eigenen Beerdigung und der ihres Freundes zusieht. Eine Geschichte die einem durch und durch geht.

Alle Jugendlichen und Eltern sollten dieses Buch lesen. Auch für alle Anderen dürfte es interessant sein. Bei mir hat es einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Eigentlich ist es schon Wahnsinn! Mal ehrlich .... was wissen wir eigentlich über unsere Angehörigen?

Die Autoren Sanne Munk Jensen und Glenn Ringtved haben eine bildgewaltige Geschichte geschaffen. Die Protagonisten wurden glaubhaft rübergebracht. Das Cover passt hervorragend zur Story.

Eine absolute Empfehlung und 5 Sterne