Rezension

Sehr emotionsvoll!!

Wir wollten nichts. Wir wollten alles. - Sanne Munk Jensen, Glenn Ringtved

Wir wollten nichts. Wir wollten alles.
von Sanne Munk Jensen Glenn Ringtved

Bewertet mit 4 Sternen

Ich habe mich beim Lesen manchmal furchtbar aufgeregt, war manchmal gerührt, manchmal sehr wütend, manchmal genervt, manchmal habe ich geweint und dann fand ich das Buch zwischendurch auch tatsächlich mal einfach nur "schön". So viele Emotionen. Und das macht doch ein gutes Buch aus oder?

Aus einem Fluss werden die Leichen zweier Jugendlicher gezogen. Die Leichen von Liam und Louise. Schnell ist klar, dass es sich um Selbstmord handeln muss, denn die beiden haben sich vorher mit Handschellen aneinander gekettet. Doch wieso haben sie sich umgebracht? Verzweifelt versuchen die Hinterbliebenen zu verstehen, wie all das passieren konnte. Und so kommen sie langsam der Geschichter zweier Liebenden auf die Spur..
Ich habe wirklich lange überlegt, wie ich dieses Buch bewerten soll, denn es ist wirklich außergewöhnlich! Es fängt schon damit an, dass die beiden Protagonisten direkt zu Beginn des Buches tot gefunden und nicht wie sonst meist üblich erst am Ende sterben. Man weiß also schon von Anfang an, wie das Buch ausgehen wird, doch das eigentlich interessante ist auch der Weg, wie es dazu kommt. Ebenfalls außergewöhnlich ist die Erzählsicht, denn die Geschichte wird aus Sicht der toten Louise erzählt. Sie beginnt damit, nach ihrem Tod ihren Eltern dabei zuzusehen, wie diese damit umgehen und beschreibt dadurch, was nach ihrem Tod passiert. Zwischendurch kommen aber auch viele Rückblenden, in denen sie von ihrer Vergangenheit erzählt, wie sie Liam kennen gelernt hat, und so erfährt man Stück für Stück mehr von ihrer Geschichte. Dass Liam und Loui es nicht so leicht hatten, wie von den anderen vermutet, aber auch dass sie sich so sehr geliebt haben, dass sie nur zu zweit ganz waren. Der Scheibstil ist dabei gut, wenn auch an der ein oder anderen Stelle mal ein paar Schimpfwörter fallen. Oft wird die Handlung auch etwas brutaler, weshalb das Buch auch erst ab 16 Jahren empfohlen ist, was ich auf jeden Fall empfehle einzuhalten. Meine Meinung zu Louise ist ziemlich gepalten, ebenso auch zu Liam. Louise ist einerseits sympatisch durch ihre nette Art, andererseits oft auch super naiv und in ihrer Liebe zu Liam manchmal etwas "blind", dass man sie gerne an den Schultern schütteln und anschreien möchte. Aber iregndwie hat diese Liebe auch etwas schönes an sich, weil sie Louise so glücklich macht und sie das Gefühl hat, endlich jemanden zu haben, der sie wirklich sieht. Bei Liam ging es mir ähnlich, manchmal war er einfach toll, dann wieder konnte ich ihn gar nicht leiden, sodass meine Sympathie zu den beiden Hauptcharakteren wirklich schwankend war. Die Geschichte ist eine Mischung aus langsamen Entwicklungen und spannenden Höhepunkten, was mir gut gefallen hat. Ich hatte erwartet, wenig überrascht zu werden, da man ja schon weiß, dass sich Liam und Louise irgendwann umbringen werden, aber doch wurde ich nicht enttäuscht und das Buch blieb spannend. Aber ich muss auch ganz klar sagen, dass es sich nicht um ein "schönes" Buch handelt. Natürlich geht es auch um eine große Liebe, aber es werden auch sehr unschöne Seiten im Leben gezeigt und wie man schon weiß wird es bei der Geschichte kein Happy End geben. Das ist auch der Grund, warum ich mich mit der Bewertung so schwer getan habe, denn es ist kein Buch, dass man am Ende lächelnd zuklappt und sich freut, so etwas schönes gelesen zu haben. Dann ist mir aber klar geworden, dass es das auch gar nicht sein soll, sondern meiner Meinung nach viel mehr aufrüttelt. Ich habe mich beim Lesen manchmal furchtbar aufgeregt, war manchmal gerührt, manchmal sehr wütend, manchmal genervt, manchmal habe ich geweint und dann fand ich das Buch zwischendurch auch tatsächlich mal einfach nur "schön". So viele Emotionen. Und das macht doch ein gutes Buch aus oder?

Ich denke daher, wer sich bewusst ist, was ihn erwartet und wer bereit ist, sich auf etwas komplett Neues einzulassen, der wird das Buch toll finden. Und dem kann ich das Buch auch wirklich empfehlen. Wer das aber nicht kann, dem wird das Buch aber eher nicht gefallen. Ich habe eine Weile gebraucht um zu verstehen, dass hier eigentlich die ganzen Emotionen für mich das Wichtigste waren. Dass das Buch nach dem Lesen noch ständig in meinem Kopf war, gerade weil es ständig beim Lesen am mir gerüttelt hatte. Und daher hat mir das Buch auch so gut gefallen. :)