Rezension

Jugendbuch mit ungeheurer Wucht

Wir wollten nichts. Wir wollten alles. - Sanne Munk Jensen, Glenn Ringtved

Wir wollten nichts. Wir wollten alles.
von Sanne Munk Jensen Glenn Ringtved

Louise lebt mit ihren Eltern nahe der Stadt Aalborg in Dänemark. Sie empfindet ihr Leben als trist – bis sie Liam kennenlernt und sich die beiden ineinander verlieben. Sie sind Seelenverwandte. Die ganz große Liebe, ein junges Paar, das davon träumt, frei zu sein. Eine Zeit lang sind sie glücklich, feiern Partys, nehmen Drogen und haben keine Geldsorgen. Doch dann dreht sich der Wind. In der Verzweiflung, die über Liam und Louise hereinbricht, bleibt ihnen nur ein Ausweg: Sie nehmen sich gemeinsam das Leben. Mit Handschellen aneinandergekettet springen sie in die Fluten des Limfjords. Eine Liebe bis über den Tod hinaus…

Das Jugendbuch “Wir wollten nichts. Wir wollten alles.” von den dänischen Autoren Sanne Munk Jensen und Glenn Ringtved ist nicht leicht zu verdauen. Es erzählt von einem Mädchen, das scheinbar erst zu leben beginnt, als sie ihrer großen Liebe Liam begegnet, ohne den ihr Dasein sinnlos wäre. Dass Liam aus einer der unteren sozialen Schichten kommt, stört Louise zu keiner Zeit. Doch diese Verschiedenheit, auch was die Charaktere der beiden betrifft, verleiht dem Buch eine besondere Würze.

Die Geschichte wird von Louise erzählt – nach ihrem Tod. Ein ebenso außergewöhnlicher wie faszinierender Stil!

Louise, zweifellos eine interessante Protagonistin, wirkt bis zum Schluss allerdings zu distanziert. Liam hingegen zeichnet sich als echter Sympathieträger aus.

“Wir wollten nichts. Wir wollten alles.” ist ein stilles Buch, das jedoch eine ungeheure Wucht besitzt. Es erzählt nicht nur die tragische Geschichte über den Suizid eines jungen Paares, das zuviel wollte, sondern zeigt auch eingehend die Leere und die Veränderungen nach dem Selbstmord von Liam und Louise in deren Familien auf. Nichts ist mehr wie zuvor – und jeder der Hinterbliebenen trauert auf  seine Weise.

Das empfohlene Lesealter liegt bei 16 bis 17 Jahren. Völlig angemessen, wie ich finde, denn die Themen Suizid und Drogen sowie die Sexszenen sind für jüngeres Publikum ungeeignet.

“Wir wollten nichts. Wir wollten alles.” ist ein wirklich starkes Buch, das nicht nur für Jugendliche gemacht ist, sondern auch Erwachsene gleichermaßen berühren wird. Eine absolute Empfehlung für Leser, die intensive Geschichten ohne Kitsch mögen.