Rezension

Wunderbar berührend und perfekt unperfekt

Wir wollten nichts. Wir wollten alles. - Sanne Munk Jensen, Glenn Ringtved

Wir wollten nichts. Wir wollten alles.
von Sanne Munk Jensen Glenn Ringtved

Inhalt: Lässt nicht los: Liebe, die absoluter nicht sein kann. Zwei Leichen werden aus dem Limfjord gezogen: Liam und Louise. Ihre Hände sind mit Handschellen aneinandergekettet. Alle Indizien weisen auf Selbstmord hin. Louises Eltern zerbrechen fast am Tod ihrer Tochter, doch ihr Vater klammert sich daran, die Wahrheit herauszufinden. Als er Louises Tagebuch findet, eröffnet sich ihm das Leben, das seine Tochter und Liam in den vergangenen Monaten geführt haben.Ein Roman, der unter die Haut geht: gewaltig und voller Sehnsucht mit einer Heldin voller Hingabe und einem Protagonist voller Widersprüche. In der Tradition der großen skandinavischen Autoren. (Quelle: lovelybooks.de)

Meine Meinung: Obwohl ich dieses wundervolle Buch schon Anfang des Monats beendet habe, komme ich nun erst dazu eine Rezension zu schreiben. Warum? Dieses Buch ist eines der wenigen Bücher, die den Leser noch lange Zeit beschäftigen und obwohl ich nichts lieber getan hätte, als mich direkt hinzusetzen und das Buch zu rezensieren, konnte ich es einfach noch nicht.

Die Meinungen spalten sich bei diesem Buch. Die einen sind unglaublich begeistert, die anderen eher enttäuscht, kritisieren Louises Naivität, ihr Nicht-Eingreifen und das Nicht-Eingreifen von all den anderen. Ich bin stolz zu sagen, dass ich zu der ersten Gruppe gehöre. Ich habe dieses Buch geliebt, nachgedacht und geweint. Sind wir mal alle ehrlich zu uns: wer von uns war noch nicht naiv? Besonders, wenn es um die Liebe geht? Wer von uns hat schon einmal weggeschaut, nichts gemacht, obwohl er etwas hätte verhindern können? Ich glaube keiner von uns kann sagen, dass nichts auf ihn zutrifft. Und wenn ihr wissen wollt, wovon dieses Buch handelt: Genau hier von.

Ich muss zugeben, manchmal erschien mir Louise auch zu naiv, Liam zu sehr Arschloch, wie oft hätte ich gerne Louises Vater angebrüllt: Tu doch endlich mal was! Doch man erkennt Gründe hinter ihrem Handeln. Louises erste große Liebe, für die sie alles tun würde, Liams schwierige Vergangenheit, die kleine Prinzessin, die ein Vater nur zu ungern gehen lassen will aber auf der anderen Seite auch keine Grenzen setzen will. Das Mädchen, aus gutem Hause, was einfach nicht glauben kann, wie grausam manche Menschen tatsächlich sein wollen. Der Junge, gefangen in seiner kleinen Welt auf der Suche nach Freiheit, nach einem MEHR. Der Vater, der perfekte Familienvater, dessen Welt nicht so perfekt ist, wie sie scheint und dem seine Tochter entgleitet ohne, dass er etwas dagegen tun kann. Wir sind alle perfekt unperfekt. Wieso sollten es die Hauptcharaktere einer Geschichte denn nicht sein. Meiner Meinung nach machen sie Geschichten erst wirklich interessant. Somit könnt ihr nun sicher verstehen, wieso diese oft geübte Kritik am Buch für mich gar keine ist sondern eher etwas, was das Buch so einzigartig toll macht.

Wie ihr seht, habe ich diese interessanten Charaktere sehr gemocht. Ich möchte euch nun nicht mehr von ihnen verraten, da sie meinem Erachten nach einen wichtigen Teil dieses Buches ausmachen und ich nicht zu viel vorweg nehmen möchte. Das, was das Buch außerdem noch sehr besonders macht ist die ungewöhnliche Erzählperspektive. Erzählt wird aus der Sicht der Toten Louise. Wie schon im Klappentext ersichtlich, hat sie sich mit Liam gemeinsam umgebracht und erzählt nun aus dem Off zum einen ihre Vergangenheit mit Liam aber auch, wie die Personen in der Gegenwart ihren Tod aufarbeiten und damit umgehen. Diese Erzählperspektive hat mich schon in der Leseprobe fasziniert und mich später auch noch weiter begeistert. Allein sie macht das Buch absolut empfehlenswert.

Zusammenfassend kann man sagen, dass mich das Buch sehr begeistert hat. Die einzigartigen Charaktere und der außergewöhnliche Schreibstil schaffen zusammen mit der Thematik, die sehr tief geht und noch lange nachdenklich macht, ein Leseerlebnis der ganz besonderen Art. Die Autoren zeigen auf wundervolle Weise, dass Jugendliteratur nicht immer nur rosarot und leicht sein muss sondern auf anspruchsvolle Weise sehr ernste Themen wie Suizid und Drogenhandel/-konsum behandeln kann ohne als unangemessen eingestuft zu werden. Der Verlag hat die Altersempfehlung auf 16 gesetzt. Dies finde ich sehr angebracht und würde das auch unbedingt einhalten. Denn auch, wenn der Gewaltanteil nicht sehr hoch ist bzw. nicht detailliert beschrieben wird, braucht man, um das Verhalten der Protagonisten und ich meine auch das ganze Buch zu verstehen, eine gewisse Reife und Lebenserfahrung.

Bewertung: Ich habe Wir wollten nichts. Wir wollten alles geliebt und unglaublich gerne gelesen und anschließend darüber nachgedacht. Meiner Meinung sollte es mehr Bücher dieser Art geben. Diese ernste Thematik zusammen mit der ungewöhnlichen Erzählperspektive machen dieses Buch absolut lesenswert und ich gebe unglaublich gerne 5 von 5 Füchschen.

Vielen Dank an den Oetinger Verlag, der so freundlich war, mir das Buch als *Rezensionsexemplar zur *Leserunde zur Verfügung zu stellen.

Kommentare

Leila99 kommentierte am 24. Februar 2015 um 16:02

Schöne Rezension - hat mich sehr neugierig auf das Buch gemacht - mal sehen...