Rezension

Eine schonungslos authentische Geschichte über ein Mädchen mit Magersucht

Alles so leicht
von Meg Haston

Klappentext: "Stevie hat nichts mehr zu verlieren. Sie ist fest entschlossen, aus diesem Körper, aus diesem Leben zu verschwinden. Aber alle wollen sie daran hindern. Ihr Vater, der sie ins Therapiezentrum einweisen ließ. Anna, die so ganz anders ist als die anderen Seelenklempner. Und selbst den Mädchen, mit denen sie ein Zimmer und ein Schicksal teilt, fühlt sich Stevie jeden Tag näher. Aber sie wird sich nicht öffnen, sie hat schließlich einen Plan. Ehrlich bis zur Schmerzgrenze, mitfühlend und hoffnungsvoll erzählt."

Als ich das Buch zur Hand nahm, war mir nicht klar, dass es von einem Mädchen mit Magersucht handelt. Vermutlich hätte ich dieses Buch sonst nie gelesen. Und somit bin ich froh, dass ich es vor dem Lesen nicht wusste. Im Nachhinein hätte ich mir natürlich denken können, dass das Buch dieses Thema beinhaltet. Das wunderschöne Cover sowie der Titel weisen darauf hin. Der Titel des englischen Originals, „Paperweight“ gefällt mir viel besser als der Titel der deutschen Übersetzung.

Es ist schwer ein Buch zu bewerten, das beim Lesen kaum Wohlfühlmomente hervorruft. Im Gegenteil. Beim Lesen fing ich an zu grübeln, die Geschichte ist unbequem und teilweise hatte ich einen dicken Kloß im Hals. Und dennoch hat mir dieses Buch sehr gut gefallen.

An dem Schreibstil und der gesamten Geschichte merkt man, dass Meg Haston sich nicht nur gut informiert hat, sondern eine „Überlebende“ ist, wie sie sich selbst in den Danksagungen nennt. Die Geschichte ist schonungslos ehrlich, authentisch und beinhaltet nicht diese „Vorsicht“, die Menschen, die nicht betroffen sind nun einmal haben. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er ist bildhaft und so konnte ich mir nicht nur Stevie, sondern auch die anderen Mädchen, ebenso wie die Gebäude und die Umgebung sehr gut vorstellen.

Stevie ist kein einfacher Charakter. Zunächst hatte ich meine Probleme mit ihr. Ihre Gedanken über andere Menschen waren gemein und auch ihr Handeln konnte ich oftmals nicht nachvollziehen. Während der Geschichte durchlebt sie immer wieder Flashbacks wodurch der Leser erfährt, wie es zu ihrer Krankheit kam. Die Entwicklung, die Stevie während des Buches durchmacht, ist sehr glaubhaft und so wuchs mir das Mädchen immer mehr ans Herz. Ich wünschte ihr alles Gute der Welt und fieberte auf ihrem schweren Weg mit ihr. Auch die anderen Charaktere sind einfühlsam und authentisch beschrieben.

Zu der Handlung selbst möchte ich nicht zu viel verraten. Besonders gut gefallen hat mir, dass das Buch ohne allzu dramatische Effekte auskommt und dennoch sehr schnell einen Sog auf den Leser entwickelt. Ich konnte das Buch nur schwer zur Seite legen. Die Handlung läuft schonungslos klar ab und ist gerade deshalb so berührend. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Geschichte irgendwo Realität ist. Das Ende empfand ich ebenfalls als authentisch und für mich musste es genau so sein.

Fazit: „Alles so leicht“ ist wirklich nicht das Motto unter dem man dieses Buch lesen sollte. Denn eine leichte Lektüre ist dieses Buch nun wirklich nicht. Es ist frustrierend und dann wieder hoffnungsvoll, ernüchternd und voller Mut. Es fällt mir schwer eine Empfehlung für eine Personengruppe auszusprechen, aber ich bin mir sicher, dass es einige Leser geben wird die diese Einblicke, die Authentizität und die liebenswerten Charaktere als sehr besonders empfinden werden. Ich bin jedenfalls sehr froh darüber dieses Buch gelesen zu haben.