Rezension

Kampf der Stereotype

Die Krone der Sterne - Kai Meyer

Die Krone der Sterne
von Kai Meyer

Bewertet mit 2.5 Sternen

Wie ist die eigentliche Funktion von Buchtitel gedacht? Sie sollen auf das Buch aufmerksam machen. Einladend und interessant wirken, damit der Leser zu genau diesem Buch greift und sich den Klappentext anschaut. Gefällt ihm die Aufmachung, spricht ihn der Klappentext an, dann besteht die große Chance, dass er zur Kasse schreitet. Ich bin ein visueller Leser – ich merke mir das Cover und habe meist nur eine Ahnung, wie der Titel heißen könnte. Mit Autorennamen ist es noch schlimmer. Manche kann ich mir allerdings merken, weil sie kurz und eingängig sind. Kai Meyer ist ein schöner kurzer Name, den hat mein Gehirn seit vielen Jahren fest abgespeichert, obwohl das letzte Buch, dass ich von ihm gelesen habe, die Alchimistin war und damit auch schon eine ganze Weile zurück liegt. Nun habe ich die Krone der Sterne gelesen, mir das schöne Cover gut eingeprägt und überlege beim Schreiben der Rezension, was Kai Meyer eigentlich meint mit seinem Titel. Wer oder was ist die Krone? Der grobe Plot ist recht schnell umrissen. Wir befinden uns im Weltraum, in dem die Herrschaft über die Galaxie Tiamande vor einigen hundert Jahren die Gilde übernommen hat, gelenkt von den Hexen, die in riesigen Kathedralen gleichenden Raumschiffen eine unbestimmte Macht bestimmen und unbesiegbar scheinen. Eine junge Prinzessin eines entlegenen Planeten wurde als Braut der allmächtigen Gottkaiserin auserkoren und befindet sich nun auf den nächsten 450 Seiten zusammen mit ihrem Geliebten auf der Flucht durch die Galaxie. An ihrer Seite ein sagenumwobener Kopfgeldjäger und eine abgebrühte Alleshändlerin, die sich erst im Laufe des Buches so richtig klar werden, ob sie die Prinzessin nun verraten oder beschützen werden. Ziel der Flucht ist das Piratenreich des Prinzessinnen Onkels, der vielleicht auch der Vater sein könnte. Zwischendrin kleine Unwägbarkeiten und Hindernisse, andere fiese Verwandte und eine mächtige Hexenraumkathedrale. Mit ein bisschen Glück schaffen es die vier auch eine über 1000 Jahren besiegt geglaubte Armee der Maschinen wieder zu aktivieren, Konsequenzen noch nicht absehbar. Zwei weitere Bände sind in Planung, schreibt der Verlag.

Nun, die hier aufgebaute Welt und vor allem ihre Figuren konnten mich nicht überzeugen. Zu viele Anleihen aus althergebrachten Weltraumgeschichten und zu wenig Tiefe der Charaktere. Die Handlung ist zu vorhersehbar, bietet kaum Überraschungen und ist mir viel zu szenisch gestaltet. Das ist wahrscheinlich der Hauptgrund, warum mich das Buch nicht überzeugen konnte. Selbst als mäßiger Zuschauer von Filmen und Serien wie Star Wars, Star Trek, Kampf der Welten, Serenity oder Guardians of the Galaxie bin ich an bestimmte Bilder und Entwicklungen gewöhnt – ein Buch sollte sich von diesen Serien abheben können, mir durch seine Erzählstärke unabhängige Bilder im eigenen Kopfkino bescheren und nicht nur blasse Wiederholungen schon x-mal bemühter Szenen anbieten. In Kombination mit den leider sehr stereotypen Charakteren an Bord der Nachtwärts verliert der Roman zusätzlich. Es will mir einfach nicht gelingen, eine emotionale Bindung zu den Protagonisten aufzubauen. Sie sind mir schlicht egal und das ist der Todesstoß für jede Geschichte. Vielleicht bin ich nicht die richtige Zielgruppe, viele andere Leser lieben Kai Meyer für sein Buch. Bei mir konnte der Funke nicht überspringen.