Rezension

Leise und melancholische Töne

Und damit fing es an - Rose Tremain

Und damit fing es an
von Rose Tremain

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Gustav wächst zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in der neutralen Schweiz auf. Er lebt in armen Verhältnissen, seinen Vater kennt er nicht, er ist vor seiner Geburt gestorben, und seine Mutter kümmert sich zwar um ihn, tut sich aber schwer damit, ihrem Sohn echte Zuneigung entgegenzubringen. In der Grundschule lernt Gustav Anton kennen, einen Jungen in seinem Alter, der ause iner reichen jüdischen Familie kommt. Zwischen den beiden Jungen entwickelt sich eine Freundschaft, obwohl Gustavs Mutter etwas dagegen zu haben scheint. Angeblich ist Gustavs Vater aufgrund der Juden ums Leben gekommen ... Doch Gustav und Anton verlieren sich auch in ihrem Erwachsenenleben nicht aus den Augen - ihrer beider Leben scheint in einer Sackgasse festgefahren zu sein. Können sie ihr Leben noch einmal neu beginnen?

Meinung:

Das Buch entwickelt einen ganz eigenen Sog - zwar nicht aufgrund von Tempo, Dramatik oder gar Action, sondern vor allem wegen der intensiven Sprache. Ruth Tremain schafft es, mich mit ihren präzisen Sätzen und Stimmungen vollkommen in das Leben von Gustav und seinen Mitmenschen eintauchen und wirklich fühlen zu lassen, wie es ihnen gerade geht. An vielen Stellen hat mich die Geschichte berühren können, gerade die oftmals greifbare Einsamkeit und Melancholie der Figuren hat mich gepackt.

Auch die Charaktere fand ich sehr stimmig gezeichnet; nicht immer sympathisch, aber doch treffend und lebendig. Besonders Gustav musste ich einfach in mein Herz schließen. Trotz vieler Entbehrungen und Zurückweisungen, die er erfährt, bleibt er immer liebevoll, höflich und geduldig, stellt sein eigenes Glück hintenan:

Zur Mitte des Buches findet ein Zeitsprung statt und unterbricht die Geschichte von Gustav und Anton. Zuerst habe ich mich etwas deswegen geärgert, doch im Nachhinein ist dieser Bruch absolut passend und ergibt Sinn, weil der Leser so erfährt, warum einige Figuren so handeln (müssen), wie sie handeln.

Fazit:

Wer großen Wert auf sprachliche Intensität bei einem Buch legt und sich auf die etwas Melancholie und leise, zarte Töne einlassen mag, dem kann ich dieses kleine Schmuckstück nur wärmstens ans Herz legen. Es geht um das, was ist, und das, was hätte sein können. Eine sehr berührende Geschichte!

5 von 5 Sternen