Rezension

Weitgehend kurzweiliges, berührendes Buch

Und damit fing es an - Rose Tremain

Und damit fing es an
von Rose Tremain

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch schildert die Geschichte einer Freundschaft zweier ungleicher Freunde, nimmt dabei mit auf die Reise in die 40er Jahre in die Schweiz und beschäftigt sich daneben mit Angst, Verlust, Liebe, Geheimnissen, Ungleichheit und vielem mehr. 

Die Autorin erzählt die Geschichte von Freundschaft, Liebe und Leiden über den Zeitraum von 1937-2002. Doch wer nun befürchtet, dass es ein Buch ist, welches sich hauptsächlich um den zweiten Weltkrieg dreht, irrt. Er setzt zwar einen gewissen Rahmen, aber es ist ein anderer Blickwinkel auf die Schrecken des zweiten Weltkriegs, da die Geschichte in der Schweiz spielt, die sich recht neutral verhielt. Kriegsgeschehen fanden keine statt, aber die Angst doch mitten ins Kriegsgeschehen verwickelt zu werden, war groß… und das hat Auswirkungen auf die Geschichte, die die beiden Freunde verbindet. 
Das Buch ist in drei Teile unterteilt. Im ersten lernen sich die ungleichen Jungen Gustav und Anton kennen. Während Halbwaise Gustav mit seiner wenig liebevollen, sondern sehr distanzierten Mutter allein und bescheiden lebt, wird der jüdische Anton von seinen Eltern auf Händen getragen und sind finanziell abgesichert – trotzdem entsteht eine Freundschaft. Im zweiten Teil springt die Handlung zurück ins Jahr 1937 und beleuchtet die Geschichte von Gustavs Eltern mit allen Schattenseiten. Im dritten Teil kämpfen Anton und Gustav als erwachsene Männer mit den Herausforderungen, die das Leben für sie bereithält. Der Schreibstil ist wirklich sehr beeindruckend! Einerseits erzählt die Autorin ruhig, berührend und zart, andererseits lässt sie es auch wohldosiert „knallen“. Das Seelenleben der Protagonisten wird unaufgeregt, aber tiefschürfend mit all den individuellen Schwächen und Stärken dargestellt. Man muss als Leser einfach mitfühlen. Das Buch ist recht kurzweilig und baut auch eine gewisse Spannung auf und das nicht nur, weil auch Tabuthemen auf den Tisch kommen, die großen Fragen der eigenen Vergangenheit gelöst werden wollen und die Protagonisten den Wert ihrer Freundschaft nicht zu erkennen scheinen. 
Doch ganz ohne Kritik geht es dann doch auch nicht. Während mich die ersten beiden Teile wirklich überzeugten und ich wissen wollte, was folgen wird und wie sich alles entwickelt hat, fiel der dritte Teil dagegen etwas ab. Irgendwie nahm mein Interesse ab, da mir die Geschichte um die Begleitung älterer Damen zu sehr ausgeufert ist. Inhaltlich habe ich denn Sinn dahinter schon entdeckt, aber trotzdem hätte das für meinen Geschmack etwas knapper ausfallen dürfen. Dafür hätte ich es sehr begrüßt, wenn das Ende etwas ausführlicher gewesen wäre und das Glück der beiden Freunde deutlicher hervorgetreten wäre. 
Trotzdem ist das nachdenklich machende Buch sehr zu empfehlen.