Rezension

Man hätte viel daraus machen können

Der wilde Garten - Barbara Claypole White

Der wilde Garten
von Barbara Claypole White

Bewertet mit 2.5 Sternen

Tilly, seit einiger Zeit Witwe und Alleinerziehend, lebt in den USA, weit weg von ihrer Mutter, ihren Schwestern und ihrer besten Freundin Rowena, die in England leben. Tilly trauert nach wie vor um ihren verstorbenen Mann. Halt geben ihr alleine ihr Sohn und ihr Garten, in dem sie aufgeht. Außerdem hat sie einen Pflanzengroßhandel hochgezogen, bei dem sie allerdings noch nicht so recht weiß, ob es das ist, was sie für ihre Zukunft will. Eines Tages platzt plötzlich James in ihr Leben. James leidet unter Zwangsstörungen und erhofft sich von Tilly Hilfe, in dem er sie darum bittet, für ihn einen Garten anzulegen. Tilly lehnt zunächst ab, doch so leicht gibt sich James nicht geschlagen. Nachdem ihre Mutter einen Unfall hatte reist Tilly spontan nach England, um ihr zur Hand zu gehen. Diese Reise kommt ihr sehr gelegen, doch dann kommt alles anders, als sie denkt. Zunächst einmal trifft sie in England auf ihre Jugendliebe Sebastian und ist sich ihrer Gefühle für ihn nicht sicher. Als dann überraschend James auch noch auftaucht ist Tilly komplett in ihrem Gefühlschaos gefangen, das sich nicht nur um die beiden Männer dreht, sondern auch um Schuldgefühle bezüglich ihres verstorbenen Mannes und ihren Wünschen, was ihre Zukunft betrifft.

Zunächst einmal lässt sich sagen, dass das Buch flüssig zu lesen ist. Der Schreibstil an sich gefällt mir recht gut, auch wie vor allem die Natur und allen voran Tillys Garten beschrieben werden. So fühlt man sich als Leser gut in die Geschichte und die Szenen hineinversetzt.

Der Rest meines Fazits fällt leider nicht so positiv aus. Die Geschichte zog sich an vielen Stellen endlos in die Länge. Das hätte man teilweise wirklich kürzer mit mehr Effekt hinbekommen. So schlich sich immer wieder Langeweile bei mir ein und ich bin des Öfteren mit meinen Gedanken abgeschweift. 

Mit den Personen bin ich einfach nicht warm geworden. Am ehesten mochte ich noch Tillys Mutter. Die Handlungen der Personen kam mir sehr oft sehr überzogen vor und die Handlungen waren für mich nicht schlüssig. Zudem stand sich wirklich jede Person ununterbrochen selbst im Wege, weshalb ich sie oft einfach nur wachrütteln wollte. In Bezug auf James, der an Zwangsstörungen leidet, ist dies für mich noch nachzuvollziehen, wenn auch ich mir in Bezug auf ihn tiefere Einblicke gewünscht hätte. Das war mir an vielen Stellen zu oberflächlich und nicht so gefühlvoll, wie ich es mir gewünscht hätte. Tilly hingegen hat mich nur geärgert. Ihr Verhalten war durchweg widerspüchlich, verwirrend und absolut nicht nachzuvollziehen. Sie wirkte auf mich komplett künstlich und wenig symphatisch. Das Gleiche gilt auch für ihre Freundin Rowena. Sebastian hingegen wurde mir viel zu wenig beschrieben. Ein richtiges, schlüssiges Bild konnte ich mir leider von keiner der Personen machen. So habe ich natürlich auch nicht mit den Personen mitfühlen können und dementsprechend auch nicht mitgehofft und gebangt.

Die Idee des Buches an sich finde ich wirklich gut, denn Zwangsstörungen in Bezug auf Liebe und einen Roman sind nicht sehr häufig und bieten viel Potenzial. Ich finde allerdings, dass man viel mehr aus der Geschichte hätte machen können. Die Zwangsstörung scheint mir nicht ausreichend recherchiert und bleibt sehr oberflächlich. 

Dadurch, dass die Personen für mich nicht glaubwürdig handeln, ist das komplette Buch für mich nicht nachvollziehbar und an vielen Stellen sehr klischeebehaftet und überzogen. 

Schade, ich hätte mir wirklich mehr von dem Buch versprochen.