Rezension

Trotz Schwächen sehr wortgewaltig

Ich fürchte mich nicht
von Tahereh Mafi

Inhalt:
Seit 264 Tagen sitzt Juliette eingesperrt in der dunklen Zelle einer Irrenanstalt. Seit 264 Tagen hat sie mit niemanden mehr gesprochen. Seit 264 Tagen ist sie vollkommen allein. Doch plötzlich bekommt sie einen Mitbewohner.
Adam Kent wird zu ihr in die Zelle gesperrt und ihr Isolationshaft findet endlich ein Ende. Nach kleinen Anfangsschwierigkeiten kommen die beiden doch irgendwie miteinander zurecht. Juliette kennt Adam von früher, doch es macht fast den Anschein, als würde er sich nicht mehr an sie erinnern. Mit der Zeit wünscht sie sich sehnlichst, er würde sie berühren. Doch keiner darf sie anfassen. Denn diese Berührung ist tödlich.

Fazit:
“Ich fürchte mich nicht” ist der Debütroman von Tahereh Mafi und zugleich der erste Band einer neuen, dystopischen Reihe.
Juliette ist 17 Jahre alt und befindet sich seit 264 Tagen in der Zelle einer Irrenanstalt. Doch den Verstand hat sie noch lange nicht verloren. Gefährlich ist sie trotzdem, denn keiner darf sie je berühren, da dies tödlich enden kann. Schon immer besitzt sie diese Gabe und muss sich deshalb von allen distanzieren, weswegen sie das Gefühl, geliebt zu werden, überhaupt nicht kennt.
In Adam findet sie einen Zellengenossen, der sich recht schnell in ihr einsames Herz schleicht. Da sie ihn noch von früher aus der Schule kennt, verbinden sie viele Erinnerungen, sodass er schnell ihr Vertrauen gewinnt. Doch an sie erinnern kann er sich scheinbar nicht.
Während Juliette anfangs ziemlich irre rüber kommt, macht sie auf der Suche nach ihrem wahren Ich während dem Verlauf der Geschichte einen gewaltigen Wandel durch.
Adam Kent ist ein Protagonist, den man von der ersten Seite an mögen muss. Er sieht unglaublich gut aus und ist dazu bereit, alles für diejenigen zu tun, die er liebt.
Mehr möchte ich über die Charaktere gar nicht verraten, da in der Geschichte viel zu viele Dinge passieren und sich die Protagonisten als sehr vielseitig erweisen.

Anfangs empfand ich “Ich fürchte mich nicht” als ziemlich anstrengend. Die Sprache ist sehr ungewohnt und Juliette wiederholte oftmals vieles drei Mal hintereinander. Ihre wahren Gedanken sind immer wieder durchgestrichen. Dies erweckt ziemlich rasch den Eindruck, dass Juliette nicht so ganz alle Latten am Zaun hat. Umso erstaunlicher erscheint es, wie schnell sie sich doch von diesem Verhalten erholt hat.
Gesteuert wird diese neue Welt vom Reestablishment. Nahrungsmittel werden genauestens rationiert und die Menschen leben in ärmlichen Verhältnissen. Aufsässige werden vom Militär sofort eliminiert. Eine Welt voller Unterdrückung, Gewalt und Tod.

Wie bereits erwähnt ist die Sprache, die Tahereh Mafi verwendet, ziemlich gewöhnungsbedürftig. Im Nachhinein kann man dieses Buch jedoch als ziemlich sprachgewaltig bezeichnen, da diese irre Sprache, die konfusen Gedanken und die gesamte Aufmachung der Texte Juliettes Gefühlswelt wirklich großartig wiederspiegeln. Die Geschichte verläuft anfangs ein wenig schleppend, schreitet schon bald jedoch sehr rasant voran und ist ziemlich nervenaufreibend.

Was mir persönlich allerdings sehr gefehlt hat ist das Hintergrundwissen. Warum hat sich die Gesellschaft in diese Richtung entwickelt? Was genau ist überhaupt das Reestablishment? (Wie spricht man das überhaupt aus? Ich habe ja schon Probleme, das fehlerfrei zu schreiben!) Wer ist der machtvolle Vater von Militärcaptain Warner? Fragen über Fragen, die ich mir die ganze Zeit gestellt habe und die unbeantwortet geblieben sind. Gerade bei einer Dystopie ist es meiner Meinung nach wichtig, auch den Hintergrund der Gesellschaft zu erklären, um die Geschichte glaubwürdig zu machen. Der rote Faden der Geschichte war für mich einfach nicht sichtbar.

Trotzdem stellt “Ich fürchte mich nicht” von Tahereh Mafi für mich eine recht spannende Dystopie voller Gefühle und vor allem einer großen Liebe dar. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Teil und bin gespannt, wie es mit Juliette und Adam weitergehen wird.