Rezension

Teuflisch toff!

Der Teufel von New York - Lyndsay Faye

Der Teufel von New York
von Lyndsay Faye

Bewertet mit 5 Sternen

Ich habe dieses Jahr schon einige Bücher gelesen, die ich toll fand. Ich habe einige gelesen, die man gut und gern auch schon hätte verbrennen können, bevor sie überhaupt den Weg zu einem Verlag fanden. Aber dieses Buch ist das erste in 2014, das mich tatsächlich abgeholt und mitgenommen hat; ich hab's nicht gelesen, ich habe es gelebt. Es hat mich von den ersten Seiten an ins Jahr 1845 katapultiert und dort bin ich geblieben und habe Timothy Wilde wie ein treuer Schatten begleitet.

Ich war dabei, als er sich vorgestellt hat. Zu diesem Zeitpunkt war er noch ein Barkeeper in einer Spelunke, die Austern verkauft und Bier ausgeschenkt hat. Ich war dabei, als ein gewaltiges Feuer nicht nur diese Bar zerstörte, sondern auch sein Haus und sein Geld und seine Hoffnung, die faszinierende Miss Mercy Underhill zu ehelichen, den Flammen zum Opfer fielen. Ich war dabei, als er verletzt und im Gesicht vernarbt erwachte und vor den Trümmern seines Lebens stand und ich war dabei, als sein älterer Bruder Valentine ihn bei der neugegründeten Polizeitruppe von New York unterbrachte. Ich war dabei, als er seine 16-Stunden-Dienste antrat und ich war dabei, als er mitten in der Nacht über ein kleines, über und über mit Blut besudeltes Mädchen stolperte, und ich war noch immer dabei, als er 19 kleine Kinderleichen außerhalb auf einem Feld fand und anfing, Ermittlungen anzustellen. Ich konnte die Kloake in den Armenvierteln New Yorks riechen, konnte die Verzweiflung der Ärmsten der Armen geradezu schmecken, war mittendrin in dem politisch aufgeheizten Sommer von 1845, als sich verhungernde Iren und amerikanische Einwohner bis zum Tode prügelten, als Feuerwehrleute gleichzeitig die politischen Treiber der Demokraten waren, und mir wurde vor Entsetzen anders, als ich über all die Kinder las, die schon in jungen und noch jüngeren Jahren ihre Körper verkauften (mussten!), um irgendwie über die Runden zu kommen.

Ich habe dieses Buch inhaliert, war fasziniert von den Charakterzeichnungen der Protagonisten, von den Verhältnissen in der Mitte des 19. Jahrhunderts im Moloch New York, das einst Gotham genannt wurde vom Schriftsteller Washington Irving. Die Autorin hat eine unglaublich mitreißende Art, die Geschehnisse zu beschreiben, ein Bild in 3D und Schmutz und Gelächter und Tod und Verzweiflung zu zeichnen. Ich war mittendrin statt nur dabei und auch wenn ich nicht weiß, was es über mich aussagt, dass ich alle Worte aus der Gaunersprache völlig ohne das Glossar am Ende des Buches verstanden habe, so weiß ich doch eines, und das als

Fazit: Mein persönliches Buch des Jahres. Absolute und völlige Leseempfehlung!