Rezension

Auf den Spuren des Sonnenkönigs

Die Lilien-Reihe 1: Die Stunde der Lilie - Sandra Regnier

Die Lilien-Reihe 1: Die Stunde der Lilie
von Sandra Regnier

Klappentext:
Es sollte ein gewöhnlicher Ausritt nach einem anstrengenden Schultag werden. Niemals hätte sich die sechzehnjährige Julia träumen lassen, dass es sie an der mit Lilien gesäumten Weggabelung aus dem Deutschland der Gegenwart ins Frankreich des 17. Jahrhunderts verschlagen würde. Und das ohne eine Möglichkeit der Rückkehr. Von einem Tag auf den anderen muss sich Julia den Sitten des Versailler Königshofes anpassen und zu allem Übel auch noch Französisch lernen. Glücklicherweise bekommt sie jedoch einen einflussreichen Vormund an die Seite gestellt: Etienne Flémont, den Grafen von Montsauvan. Ein Mann, der ihr Schicksal noch weitreich beeinflussen soll … Dies ist der erste Band der Lilien-Reihe. Der zweite Band erscheint am 8. Januar 2015.

Die Autorin:
Sandra Regnier ist in der Vulkaneifel geboren und aufgewachsen. Nach der Schule und einer Ausbildung zur Beamtin wollte sie lange nach Frankreich. Stattdessen heiratete sie einen Mann mit französischem Nachnamen und blieb zu Hause. Heute ist Sandra Regnier selbstständig und versteht es, den schönen Dingen des Lebens den richtigen Rahmen zu geben. Das umfasst sowohl alles, was man an die Wand hängen kann, als auch die Geschichten, die ihrer Fantasie entspringen.

Meine Meinung:
Die 16-jährige Julia hat es nicht einfach. Sie ist immer mal dem Spott der Mitschüler ausgesetzt, hat Probleme beim Erlernen der Französischen Sprache und findet sich plötzlich, bei einem Ausritt im Wald, im Jahre 1677 wieder, und zwar in Versailles. Zuerst glaubt sie, dass sie einen Filmdreh gestört hat, doch dann wird ihr schlagartig bewusst, wo sie gelandet ist.
Der Graf Etienne Laurent Montsauvan, ein angesehener Mann am Hofe des Sonnenkönigs, soll sie unter seine Fittiche nehmen und ihre alles, was die Sprache und Etikette in Frankreich betrifft, beibringen.
Julia wird durch eine Lüge zum Mündel Ludwigs XIV. und steht somit unter seinem Schutz. Doch sie hat nicht nur Freunde unter den Höflingen, denn man neidet sie fortan und spinnt fleißig Intrigen.

Der Auftakt der Lilienreihe hat mir ausgesprochen gut gefallen. Man merkt, dass Sandra Regnier sehr viel recherchiert hat. Das Buch lebt von der französischen Geschichte zur Zeit des Sonnenkönigs, verbunden mit den Ränkespielen und der Komplotte, die schon zu damalier Zeit geschmiedet wurden.
Viele reale Namen tauchen auf: Die Mätresse des Königs, Madame de Montespan, Philippe, sein boshafter Bruder, Ninon de Lenclos oder Vatel, der berühmte Koch. Ich habe mich seit jeher gern mit der Zeit des Sonnenkönigs beschäftigt und finde die Idee, diese Epoche in ein Jugendbuch zu verarbeiten, richtig klasse. So hat man neben dem Lesen den Lerneffekt.

Die Beschreibungen des noch im Bau befindlichen Versailles, von Paris, dem Louvre und der Kathedrale von Notre Dame sind überaus gelungen. Der Schreibstil atmet die Luft von Frankreich, lässt den Prunk und die Armut sehen - zwei wichtige Details - anschaulich verpackt.

Julias Selbstbewusstsein stieg immer mehr, sie war beflissen, was das Lernen und Verstehen anging, bei einem Lehrer wie Montsauvan, kein Wunder. Er ist unergründlich, aber ihre einzige Vertrauensperson.
Ich weiß nicht, ob die Autorin die Angelique-Reihe von Anne Golon kennt, von der ich ein Fan bin, aber Etienne erinnerte mich mit seinem Charme und der Narbe an den Grafen de Peyrac. Unwillkürlich musste ich an ihn denken. Durch diese Romane habe ich sehr viel Wissen aufgesaugt.

Das Buch erzählt so gut wie die gesamte Handlung, wie Julia salonfähig gemacht wird. Wer ganz viel Action erwartet, dürfte enttäuscht sein. Es werden viele, zum Teil französische Ausdrücke verwendet, die nicht jedem geläufig sein werden. Es lohnt sich, hin und wieder nachzuschlagen. Zu jener Zeit wurde aber so gesprochen, und es ist sehr passend, wie geschliffen die Dialoge sind.

Einen Kritikpunkt habe ich leider: Julia hat kaum Heimweh, nicht einmal an Weihnachten und Silvester. Ich kann mir vorstellen, dass es für ein Mädchen sehr aufregend ist, diese Erfahrung zu machen, dennoch fand ich es nicht überzeugend. Sie versucht auch nicht zu ergründen, wie sie in der Zeit zurückgereist ist, sondern fügt sich gleich allem. Hier hatten mir die Emotionen gefehlt, das wird oft in Jugendbüchern vergessen.

Alles in allem bleibt mir zu sagen, dass ich mich auf den zweiten Teil freue, weil ich natürlich darauf brenne, zu erfahren, wieso Julia in Versailles gestrandet ist und ob sie weiterhin die Höflinge fürchten muss.

4 Sterne.