Rezension

Aufarbeitung der Vergangenheit

Glycinienmord - Nicole Joens

Glycinienmord
von Nicole Joens

Dr. Jens Hauser ist nach einem Vorfall bei der Polizei nach Amerika gegangen und hat dort eine Karriere als Kriminalist und Dozent gemacht. Eine seiner Studentinnen, Olivia, ist ihm bei den Recherchen zu Mordfällen eine große Hilfe. Sie hat sich in Jens Hauser verliebt, er weiß das, geht aber nicht auf eine Beziehung ein.
Nun steht ihm ein 2-jähriger Spezialauftrag in Deutschland, in seiner Heimatstadt, bevor. Er soll dort ermitteln, aber nicht in laufende Kriminalfälle, sondern an ungelösten Fällen nach dem Krieg. Zur Seite steht ihm dort Lilian Blank, die sich bereits am Flughafen in ihn verliebt.
Die beiden führen eine intensive sexuelle Beziehung. Es dauert auch nicht lange, da trifft auch Olivia ein und steht ihm für Recherchen zur Verfügung.

Als seine ehemalige Freundin Gisela stirbt, versucht er auch zu ermitteln, ob es Mord war, obwohl sie schwer krebskrank war, und was an den Behauptungen betreffs ihres Vaters wahr ist, den sie hasste und dem sie einige Machenschaften unterstellte.
Damit begibt er sich zurück in die eigene Vergangenheit, zurück zum ersten Toten, den er gesehen hatte und dessen Mord nie aufgeklärt wurde...

Der Roman beginnt an einem Tag im Mai 1969. Jens, gerade in der 1. Klasse, sieht seine erste Leiche, die aus dem Wasser gefischt wurde. Es war auch der Tag, an dem sein Hund verschwand.
Seine Freundin Gisela wusste, wer der Tote war, traute sich aber nicht, es zu sagen. Dieses Geheimnis hüteten Jens und Gisela ein Leben lang.
Es war auch der Tag, an dem Giselas Mutter für immer verschwand. 

Die Ermittlungen finden in der Gegenwart, viele Jahrzehnte nach dem Ereignis statt. Das Team Jens, Lilian und Olivia ist ermittlungstechnisch nicht zu schlagen. Sie arbeiten professionell miteinander und ergänzen sich hervorragend. Sie haben einige Fälle aus der Nachkriegszeit auf den Tisch, die noch nicht geschlossen wurden und die einer abschließenden Bearbeitung bedürfen.
Nebenbei versuchen sie den Anschuldigungen von Gisela, ihren Vater betreffend, nachzugehen.
Schon aus seiner Kindheit weiß Jens, dass dort irgendetwas nicht koscher ist, denn der Vater hat Macht und Beziehungen bis in höchste Kreise, so dass ihm keiner an den Karren fährt.
Er hat nicht nur seine Tochter Gisela bevormundet, er versucht es auch jetzt mit seiner Enkeltochter und deren Tochter.

Das Cover des Buches sieht auf den ersten Blick nicht nach einem Cover für einen Krimi aus, aber wenn man das Buch gelesen hat, weiß man, wie treffend das Cover gestaltet ist. Es ist ein absoluter Hingucker.

Die drei Ermittler Jens, Lilian und Olivia sind menschlich ein eigenartiges Gespann. Olivia liebt Jens, der geht mit Lilian und anderen ins Bett.
Olivia habe ich bewundert, sie hofft, dass die Zeit für sie spricht und hat teilweise recht damit.
Dass die drei trotzdem hervorragende Ergebnisse bei ihren Ermittlungen erzielen und ein Team bilden, ist ungewöhnlich, aber es funktioniert.

Olivia ist für mich die Person, die ich am meisten gemocht habe. Das Rumgezicke von Lilian gefiel mir nicht und mit Jens konnte ich ebenfalls durch seine Frauengeschichten nicht wirklich warm werden. Da kann ich hoffen, dass sich das ein wenig gibt, wenn weitere Teile veröffentlicht werden.
Fragen, die die Vergangenheit angingen und die die ganze Zeit in der Schwebe hingen, wurde am Schluss alle beantwortet. 
Nur eine Frage stellte sich mir dann doch noch, die mir leider im Buch nicht beantwortet wurde. Leider kann sie hier auch nicht formulieren, da ich einfach zu viel verraten würde.

Schon wegen der Beziehung der drei Protagonisten zueinander bin ich auf den Folgeband gespannt.