Rezension

Gute Idee, nicht gut umgesetzt

Glycinienmord - Nicole Joens

Glycinienmord
von Nicole Joens

Bewertet mit 2 Sternen

Nachdem der Dozent Dr. Jens Hauser aus New York einen Auftrag der bayrischen Regierung angenommen hat, stirbt seine alte Freundin Gisela Martin. Sie hinterlässt auf ihrem Krankenbett im Hospiz das Wort Glycinie, welches sie mit Blut geschrieben hat. Jens, seine Kollegin Lilian und seine aus New York mitgereiste Assistentin Olivia beginnen zu ermitteln und für Jens beginnt eine Reise in die Vergangenheit.

Um meine Kritik besser verstehen zu können kurz zu mir. Ich gehöre nicht der Baby-Boomer-Generation an, für die die Autorin dieses Buch nach eigener Aussage geschrieben hat. Allerdings lese ich sehr gerne Krimis und fand die Idee, einen Krimi mit einer Liebesgeschichte zu verbinden sehr gut. Da, wie ich finde, das Liebesleben /Privatleben von Ermittlern meist nur am Rande angeschnitten wird. Bei Krimis lege ich viel Wert auf Logik und das die Handlungen und Personen glaubhaft dargestellt werden, sie müssen mir nicht unbedingt sympathisch sein.

Da kommen wir dann auch schon zum Problem, dass ich mit diesem Buch hatte. Die Charaktere waren für mich sehr unglaubwürdig und die Details ihrer Lebensläufe ließen mich oft den Kopf schütteln.

Die vielen Fehler im Buch haben mich auch sehr gestört. Über ein paar Fehler kann ich auch mal hinweglesen, aber sie wurden zur Mitte hin mehr. Dabei war alles, von Tippfehler, über vergessene Worte bis hin zu grammatikalischen Fehlern.

Der Einstieg ins Buch hat mir sehr gut gefallen, allerdings ließ die Begeisterung schnell nach. Die Szenen waren zunehmend zusammenhanglos und bis zur Mitte des Buches hatte sich kein roter Faden gebildet. Stattdessen wurde zu jedem Thema immer mal wieder etwas geschrieben, ohne dass man wusste, wo eigentlich der Schwerpunkt dieser Geschichte liegt. Außerdem wurde die Geschichte mit allen möglichen Themen vollgestopft, die auch nur annährend etwas mit einem Krimi zu tun haben könnten und diese vielen Details haben mich am meisten aufgeregt.

Ich werde dies jetzt an Beispielen erläutern, wer keine Details aus dem Buch lesen möchte, überspringt den Abschnitt zwischen den *-Linien.

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Zu den unglaubwürdigen Lebensläufen muss man bei der Hauptfigur Jens anfangen. Er hat erst die Polizeifachhochschule besucht und wurde Polizist, dann hat er Mist gebaut, er erschoss jemanden. Daraufhin wurde er aus Deutschland „verbannt“ und überwacht. Nur zwei Wochen gab ihm das Innenministerium zur Beerdigung seines Vaters. In den USA legte er eine steile Karriere hin. Er war in irgendeiner namenlosen Eliteeinheit, machte zwei Doktoren und wurde Professor. Nebenbei tötete er sieben Menschen auf Befehl seiner Vorgesetzten. Dann kam er zurück nach Deutschland, im Auftrag der bayrischen Regierung, die ihm immer noch nicht vertraute und ihn überwachen ließ. Der Person die ihn überwachen sollte, sagten sie, sie hätten Angst, dass er von Al-Quaida benutzt werden könnte. Für mich klingt das alles sehr konstruiert und unglaubwürdig. Insgesamt ermittelt Jens auch nicht viel, er führt eher innere Monologe, die er selbst „Gedankenmasturbation“ nennt, bei denen er sich über seine Affären Gedanken macht.

Die restlichen Figuren waren auch nicht besser. So gibt es keine weibliche Figur, die Jens nicht verfällt und sich entweder in ihn verliebt oder ihn begehrt. Dies fand ich zu einseitig und auch langweilig, warum gab es keine Frau, die ihn durchschaut?

Zu den vielen Themen, die in dem Buch behandelt werden, gebe ich hier eine Auswahl. Natürlich als erstes die vielen Liebesgeschichten von Jens, die Geschichte seiner Familie, die Flucht aus Schlesien, Schlesier allgemein, der Tod einer geliebten Person und ihr letzter Wille, Korruption in der Regierung/Polizei , Nazis bei der Polizei, skrupellose Geschäftsmänner verwickelt in Geschäfte mit Giftmüll/Drogen/Kinderhandel, vermisste und getötete Personen aus drei Generationen,  Inzest, Psychopathen, Kindsmissbrauch. Es war einfach vollgestopft bis obenhin und hat mir nicht gefallen. Ich finde es besser, wenn es wenige Themen sind und diese dann gut ausgearbeitet werden.

Das Ende war dann auch vorhersehbar für mich, da diese Reihe „Frauen morden besser“ heißt. Irgendwo musst also ein Mord von einer Frau verübt werden.

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Insgesamt ein Buch, dass mich sehr enttäuscht hat und über welches ich mich beim Lesen sehr geärgert habe. Da es der erste Krimi in einer Reihe ist und ich das Thema an sich und die Idee, einen Krimi mit einer Liebesgeschichte zu verbinden, gut finde, bekommt das Buch 2 Sterne von mir, allerdings kann ich es niemandem empfehlen.