Rezension

Thema interessant, aber langweilig umgesetzt

Glycinienmord - Nicole Joens

Glycinienmord
von Nicole Joens

Bewertet mit 2 Sternen

Die Kinder Jens und Gisela entdecken Ende der 60er Jahre die Leiche eines Mannes in der Donau. Gleich heißt es in der Kleinstadt, "ist ja nur ein Zigeuner", die Ermittlungen verlaufen im Sand... Viele Jahre später kehrt der nun über 50-jährige Jens Hauser, Spezialist für Kriminalistik, aus seiner neuen Heimat New York ins bayerische Kleinstadtleben zurück, um sich um ungelöste Fälle zu kümmern. Gisela stirbt kurz vor seiner Ankunft an Darmkrebs, doch ihr Tod scheint nicht natürlich gewesen zu sein. Nun ist die Frage - Selbstmord oder Mord? Die Spuren führen in die Vergangenheit, in die Vätergeneration der nach 1945 nach Bayern geflüchteten Schlesier...

Das Thema hatte mich sofort angesprochen und ich war neugierig, was man über die schlesischen Familien und ihre Integration in Bayern erfahren würde. Zudem wurde das Buch, u. a. auf dem Coverblatt als Kriminalroman angekündigt.

Beide Versprechen wurden nur sehr halbherzig eingelöst. Über Seiten muss man sich stattdessen den Zickenkrieg zweier verliebter Frauen um Jens antun.

Trotz der recht detaillierten Figurenbeschreibungen bleiben diese einem fern und ingesamt blass. Ihre Motivationen wirken teilweise doch sehr klischeehaft, besonders die der verliebten Frauen.

Geschichten oder Informationen über die Schlesier werden recht langweilig am Rande erzählt oder teilweise nur angedeutet. Das fand ich sehr sehr schade, denn gerade dieser Aspekt hatte mich auf das Buch aufmerksam gemacht. Stattdessen wird dann in epischer Breite leider unwichtige Alltagsdinge und ellenlange Gedankengänge wiedergegeben.

Daneben mangelt es dem Buch auch an Spannung und Dynamik. Wörtliche Rede oder gar Wortgefechte sind eher selten. Es wird schnell wieder in die Erzählerrede zurückgeschaltet, die auf Dauer einfach zu monoton und langweilig ist.

Es ist besonders schade, weil der Stoff eigentlich wirklich sehr viel hermacht, wenn er richtig verpackt wird. Hier wurden aber leider die Schwerpunkte ganz anders gelegt als erwartet.

Für das Thema gibt es von mir deshalb einen Stern, weil auch das wenige, was man erfahren hat, für mich interessant war (besser als nichts sozusagen), für die gelungene Figur der Anna ebenfalls noch mal einen Stern, der Rest hat mich leider so gar nicht angesprochen.