Rezension

Darf es noch ein Klischee sein?

Ragdoll - Dein letzter Tag - Daniel Cole

Ragdoll - Dein letzter Tag
von Daniel Cole

Bewertet mit 0.5 Sternen

Ein Klischee nach dem anderen. So viel Potenzial, leider verschenkt.

Detective Oliver Layton-Fawkes, den alle nur Wolf nennen, ist der allerbeste Mordermittler der ganzen Welt. Er kann alles, weiß alles und hat schon alles gesehen. Denkt er. Bis er die Ragdoll sieht: Sechs Körperteile von sechs Opfern wurden zusammengenäht. Das nimmt ihn dann schon ein bisschen mit. Aber keine Zeit für schwache Nerven, schließlich muss er ermitteln! Und nachdem er gerade erst wieder nach einer Suspendierung (natürlich völlig zu Unrecht, er ist im Gerichtssaal zwar ausgetickt und auf den Angeklagten losgegangen, aber hallo? Er ist der klügste Detective der Welt?) in den aktiven Polizeidienst zurückgekehrt.

Aber was wäre ein Detective ohne Vergangenheit? Denn die meldet sich in Form seiner Exfrau bei ihm. Wie es der Zufall so will, hat gerade sie eine Liste der nächsten Opfer zugespielt bekommen. Und oh Schreck, wer steht auch drauf? Mensch, was für eine Überraschung! So what, denkt sich Wolf und lässt sich nicht abschrecken. Schließlich hat er einen Mörder zu finden. Und er weiß auch schon ganz genau, wer das ist!

So ein brillantes Köpfchen wie Wolf ist natürlich mit den normalen Polizeidienst totally unterfordert und um die anderen nicht zu überfordern mit seiner rasend schnellen Kombinationsgabe, muss er halt auch mal im Alleingang ermitteln. Da ist nichts mit Teamarbeit und so. Nö, warum auch? Die müssen dann halt ohne seine Hilfe zurechtkommen. So bleibt dann seinen Kollegen (in seinen Augen wohl eher Untergebene) neben Wolfs aufgeblasenem Ego auch etwas Raum in der Story. Und das ist auch gut so, denn Baxter und Edmunds sind gar nicht dumm! Mehr gibt’s über die beiden eigentlich nicht zu sagen, außer dass Edmunds total sympathisch ist und seine Frau gar nicht weiß, was sie an ihm hat. Und Emily Baxter, die eigentlich ziemlich intelligent ist, steht auf den falschen Mann.

Was ich gar nicht mag: Klischees. Und davon werden hier alle bedient. Ja, jedes Einzelne. Und wer das Buch noch nicht gelesen hat, sollte diesen Absatz hier besser auslassen. Oder wer seine Illusion vom perfekten Detective Oliver Layton-Fawkes aufrechterhalten will, der besser auch. Er ist pessimistisch und nur sich selbst verpflichtet. Recht und Unecht definiert er selber, wer braucht schon Gesetze? Alkohol und Zigaretten (wenn ich mich recht entsinne) haben auch eine Rolle gespielt uuund natürlich kann er die Frauenherzen nicht mehr zählen, die ihm zufliegen. Schüsse, Faustkämpfe, Verfolgungsjagden und lange Mäntel...hab ich was vergessen? Ach ja, die Eifersucht, die kommt auch noch drin vor. Und die nicht vorhandene Teamfähigkeit. So.

Das Cover hat mich sofort angesprochen. Ich finde es super gestaltet, und auch beim Klappentext war ein Profi am Werk. Aber aussen hui, innen pfui. Sprache und Schreibstil waren mal so gar nicht meins. Ich dachte zuerst, dass es vielleicht an der Übersetzung liegen könnte, aber Conny Lösch hat unter anderem auch Bücher von Ian Rankin übersetzt, und die habe ich immer gut gefunden. Scheint also wohl doch am Original zu liegen. Ich kann es nicht beschreiben, aber irgendwie konnte mich das Buch halt nicht in seinen Bann ziehen, ich fand die Schreibweise manchmal wirklich holprig und unausgereift.

Okay, aber wenn die Story spannend ist, kann man drüber hinweg sehen und deshalb habe ich dann weitergelesen. Aber irgendwann kam der Punkt, wo ich so genervt von Wolf war, von seiner bloßen Anwesenheit. Er benimmt sich wie ein A.....Sorry, aber isso. Wäre Wolf etwas sympathischer (oder zumindest weniger klischeebehaftet) gewesen, hätte das wirklich was werden können.

Ich durfte das Buch schon im letzten Jahr lesen und habe sensationelle drei Monate gebraucht. Soooo spannend war das. Ich muss zugeben, ich hatte hohe Erwartungen, die enttäuscht wurden. Aber ich wäre auch so enttäuscht gewesen. Von mir gibt’s hier keine Leseempfehlung, es gibt bessere Bücher mit besseren Detectives. Schade eigentlich.