Rezension

Der Wolf im Schafspelz und das Opferlamm

Orte, an denen ich geweint habe (wegen dir) -

Orte, an denen ich geweint habe (wegen dir)
von Holly Bourne

Bewertet mit 5 Sternen

Cover und Gestaltung:

Der Regenschirm schützt vor dem Regen-Schauer. Doch wer schützt vor Missbrauch? Ein Tränen-Meer vermischt mit Regen-Tropfen zieht sich durch das Bild.

Thema und die Geschichte:

Eine toxische Beziehung.
Der schöne Schein.
Das Ausnutzen einer emotionalen Notlage beginnt mit einem Umzug wider Willen. Der neue Freundeskreis ist noch nicht gefestigt. Die bisherigen Freunde Kimmy, Jessa und Alfie sind zu weit weg, haben nur noch Mail-Kontakt. Ihre Eltern sind mit sich beschäftigt.
Da schlägt der Blitz ein. Aber der vermeintliche Liebes-Jackpot entpuppt sich schleichend als anschwellender Albtraum.

Schreibstil:

Klar und überdeutlich. Eindringlich und psychologisch geschickt.
Als Leser erkennt man direkt was läuft. Die Eltern und der Freundeskreis dagegen fallen auf die psychopathische Fassade herein. Durch den Missbrauch verstummt Amelie immer mehr. Der einzige Kontakt ist der "Freund". Sie ist allgemein ein ruhiger ernster Typus. Ihre Vertrauens-Lehrerin bemerkt die Veränderung. Sie vermittelt eine Therapeutin.

die Figuren: Sind sie authentisch:

Amelie steckt mitten im Gefühlschaos. Sie
kann die Vorgänge zunächst überhaupt nicht einordnen. Überwältigt von der überbordenden Zuneigung ihres Kavaliers gibt sie sich hin. Vernachlässigt die neuen Kontakte Hannah, Jack und Liv und ihren verständnisvollen Alfie.
Der Dandy verlangt immer mehr, gibt aber wenig. Bis das Opfer völlig ausgebrannt ist und ständig weint.
Eine Trauma-Therapie kann helfen, das Ich wieder zu festigen.

ist das Buch interessant:

Manchmal steht Amelie trotz des Terrors für sich ein. Sie singt ein Duett mit einem Fremden in London. Musikalisch ist sie hochbegabt. Mit viel Alkohol pusht Reese die noch zarte Beziehung. Plötzlich bekommt Amelie Konkurrenz von Eden. Sie entfernt sich jetzt und spioniert dem untreuen Mister hinterher. Trotzdem leidet sie weiter still vor sich hin.

die Autorin: andere Werke:

Scheinbar harmlose Vorfälle führen schließlich zum völligen emotionalen Zusammenbruch und absoluter Isolation des Opfers. Der Täter schreibt Amelie ständig vor, was angeblich normal ist. Aber eigentlich will er nur sein Ego mit seinen Taten aufhuebschen und ihre Persönlichkeit zerstören. Warum?

Meinung und Kritik:

Ein hammerhartes Buch über starken emotionalen und vereinzelt körperlichen Missbrauch.

Empfehlung für andere Leser*innen:

Der Anhang mit Adressen ist sehr gut.
Holly Bourne setzt sich leidenschaftlich für Missbrauchsopfer ein. Mit dem Opferschutz ist es oft schlecht bestellt.

kleines Fazit:

Keine(r) sollte sich kleiner machen lassen, als er/sie wirklich ist.
Für sich einzustehen ist absolut wichtig.