Rezension

Ein heftiges Buch, aber auch sehr wichtig

Orte, an denen ich geweint habe (wegen dir) -

Orte, an denen ich geweint habe (wegen dir)
von Holly Bourne

Bewertet mit 4.5 Sternen

Triggerwarnung: toxische Beziehung, Missbrauch!

 

Amelie hat während ihrer Beziehung mit Reese viel geweint und auch heute weint sie noch viel. Sie nimmt den Leser mit an all die Orte, an denen sie seinetwegen und ihretwegen geweint hat. Man ist dabei, wie sie neu an ihre Schule kommt und ihr altes Leben vermisst. Wie sie Freunde findet und Reese kennenlernt. Wie alles anfangs perfekt war, bis es das nicht mehr war und wie sie jetzt das alles Revue passieren lässt und sich selbst Vorwürfe macht, nicht dieses oder jenes erkannt zu haben, denn jetzt kann sie es nicht mehr rückgängig machen und man ist dabei, wie Amelie eine wichtige Erkenntnis hat, die ihr Leben verändert.

 

 

Das Buch springt extrem oft zwischen "Damals" und "Heute" und das macht das Lesen nicht immer leicht. Manchmal brauchte ich zu lang, um mich wieder zurechtzufinden.

 

Die in diesem Buch behandelten Themen sind heftig und wirken nach. Amelie hat einiges durchgemacht und man ist dabei, wie sie das quasi "live" aufarbeitet. Wie ihr heute klar wird, was damals schiefgelaufen ist. Wie sie darüber nachdenkt, was sie hätte anders machen können, um zu verhindern, dass passiert, was passiert ist.

 

Man muss diese Art Buch mögen, tut man das nicht, wird man keine Freude daran haben.

 

Als Leserin und als Erwachsene wirkt Amelies Verhalten manchmal sehr naiv, man kann sich nicht vorstellen, dass sie das nicht sieht oder bemerkt. Aber es geht hier um eine toxische Beziehung, das ist kein reines Teenager-Phänomen. Genug erwachsene Frauen und Männer geraten da ebenso hinein, wie Teenager. Ich finde es aber toll, wie dieses Phänomen hier für eine junge Zielgruppe aufbereitet wurde. 

 

Es geht nicht nur um Amelie, die nicht "erkannt hat", was mit ihr geschieht oder vielmehr, was Reese mit ihr gemacht hat, sondern auch darum, wie Freunde wegschauen und Amelie im Stich lassen. 

 

Vieles wird nur angedeutet und erst ganz am Ende klar und deutlich in Worte gefasst, was ich auch richtig gut fand. So ist es wie eine Art "Schockeffekt" am Ende. 

 

 

Fazit: Das Buch ist heftig. Es ist wirklich heftig und manchmal tut das Lesen richtig weh. Aber es ist meiner Meinung nach ein sehr, sehr wichtiges Buch und gerade Teenager sollten es unbedingt lesen, um selbst in die Lage versetzt zu werden, derlei frühzeitig zu erkennen. Denn oft genug geht es einem wie Amelie. Man redet sich ein, etwas falsch zu verstehen, man glaubt dem Partner, dass man selbst das Problem ist und man erkennt erst dann die Wahrheit, wenn alles in Trümmern liegt.

 

Ich fand das Buch sehr berührend und nachvollziehbar. Ja, manchmal handelte Amelie naiv, aber in ihrer Situation passte das. Weil sie so oft aus der Rückschau erzählt und sich selbst Vorwürfe macht, Dinge nicht gesehen, verstanden oder erkannt zu haben, neigt man dazu diese Sicht ab und an zu übernehmen. Aber woher sollte sie es wissen? Wenn man noch nie damit in Berührung gekommen ist, kann man das einfach nicht. Und deshalb ist dieses Buch meiner Meinung nach so wichtig.

 

 

Von mir bekommt das Buch 4,5 Sterne.