Rezension

Emotionales Buch über toxische Beziehungen

Orte, an denen ich geweint habe (wegen dir) -

Orte, an denen ich geweint habe (wegen dir)
von Holly Bourne

Bewertet mit 4 Sternen

Amelie ist in den Süden Englands gezogen und musste nicht nur ihre Freunde, sondern auch ihren festen Freund Alfie zurücklassen. Sie haben erst mal Schluss gemacht und wollen in 2 Jahren zur selben Uni gehen und dort wieder zusammen sein. In der Zwischenzeit sind sie Single - die einzige Bedingung: Sie dürfen sich nicht verlieben. Amelie wirft alle Vorsätze in den Wind, als sie auf Reese trifft. Reese ist selbstsicher, charmant und charismatisch. Und er scheint sich sofort in Amelie zu verlieben. Sie wird geblendet von seinen Komplimenten und gibt nach und nach sich selbst auf. Merkt sie früh genug, dass ihr die Beziehung nicht guttut, oder ist es damit schon zu spät?
 
Ein wunderschönes Cover trifft auf einen etwas sperrigen Titel. Trotzdem hat mich der Klappentext überzeugt und ich hab mich gefreut, an einer Leserunde dazu teilnehmen zu können.
Erzählt wird die Geschichte auf 2 Zeitlinien: Auf der einen hat Amelie all das schon erlebt und kehrt an die Orte zurück, an denen sie wegen Reese weinen musste. Auf der anderen Zeitlinie werden diese Situationen beschrieben. Da beide Stränge mit unterschiedlichen Schriftarten gekennzeichnet waren, fiel das Unterscheiden leicht.
Am besten an dem Buch hat mir gefallen, dass Reese vor allem am Anfang nicht direkt abgrundtief böse ist, sondern dass viele Szenen so auch in einem "normalen" Liebesroman stehen könnten. Der Partner gesteht dir auf einer Bühne seine Liebe und schreibt einen Song für dich? Klingt doch erst mal toll! Aber in der Realität würden sich wohl viele ein bisschen unwohl dabei fühlen, vor aller Öffentlichkeit in den Mittelpunkt gestellt zu werden.
Nach und nach verliert Amelie ihre Freunde, mit kleinen Punkten, die Reese dafür immer einstreut. Amelie gibt sich und ihr Selbst auf und ist später nur noch eine Puppe, deren einziges Ziel es ist, gut genug für Reese zu sein.
Das Thema und die Erzählweise hat mich umgehauen. Ungefähr ab der Hälfte habe ich das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen, da es so packend war und man sich nur noch gewünscht hat, dass Amelie irgendwann klar sieht, bevor alles noch schlimmer wird.
Der Schreibstil ist locker und leicht gehalten, trotz des schweren Themas. Manchmal fand ich den Satzbau oder die Wortwahl etwas merkwürdig, aber das mag vielleicht an der Übersetzung liegen. Manche Sätze haben mich da einfach rausgerissen. Aber insgesamt war das Buch sehr schön geschrieben. Auch die harten Stellen (nicht umsonst gibt es eine Triggerwarnung zu Anfang) wurden sehr sensibel geschrieben - sodass nicht alles ausformuliert ist, aber genug im Kopf entsteht, um sich selber das Bild zusammenzusetzen.