Rezension

Durchaus nette Fantasy Geschichte, aber viel weniger Mexiko als erwartet und eine Fortsetzung

Flowers & Bones, Band 1: Tag der Seelen (Limitierte Auflage mit Farbschnitt!) -

Flowers & Bones, Band 1: Tag der Seelen (Limitierte Auflage mit Farbschnitt!)
von Sandra Grauer

Bewertet mit 3 Sternen

Ich lese nach wie vor sehr gern fantastische Geschichten für Jugendliche. Als ich dieses Buch hier als ersten Teil einer Dilogie bei NetGalley entdeckte, reizte mich das Cover, weil es mich ein bisschen an den Disney-Film „Coco“ erinnerte, in dem es um den mexikanischen Brauch des Día de los Muertos ging, der mich schon ziemlich faszinierte. Auch beim Lesen des Klappentextes entstand bei mir der Eindruck, dass Mexiko, La Catrina und der Tag der Toten im Vordergrund stehen. Da ich davon in einschlägiger Fantasy-Literatur noch nicht allzu viel gelesen habe, fragte ich ein Rezensionsexemplar an, freute mich, es kurze Zeit später auf meinen Kindle laden zu können und begann zu lesen:

Seit Jahren wurde Valentina in Mexiko von ihrer Mutter und ihrer Großmutter auf ihren 18. Geburtstag vorbereitet. Dann wird sie nämlich zu La Catrina, der es bestimmt ist, verlorene Seelen ins Reich der Toten zu führen. Doch ihre Mutter starb vorher an einer Krebserkrankung und ihr Vater, der – genau wie ihr Zwillingsbruder Emiliano - nichts von Valentinas Bestimmung ahnt und das auch nicht glauben würde, zog mit seinen Kindern nach Irland. Damit wird die junge Frau gegen ihren Willen gezwungen, den großen Schritt ohne die Hilfe ihrer Großmutter zu gehen.

Dennoch gefällt Irland ihr eigentlich ganz gut und ihr Bruder, der gern Fußballprofi werden möchte hat in der College-Mannschaft sogar einen richtig guten Start. Doch all seine Träume zerplatzen mit einer Verletzung, die er sich zuzog, als das Volk der Drachen aus Verzweiflung der Menschheit seine Existenz offenbart und dabei ungewollt eine Massenpanik auslöst. Während Valentina den Drachen gegenüber keine Vorurteile hat, beginnt Emiliano diese abgrundtief zu hassen und schließt sich einer Gruppe an, die allem Übernatürlichen feindlich gegenübersteht.

Während die Geschwister entzweit sind und Valentina fürchtet, von den immer mehr und radikaler werdenden Gegnern des Übernatürlichen enttarnt zu werden, freundet sie sich mit Lily an, die auf dem Campus Kaffee verkauft. Kurz vor ihrem Geburtstag erfährt sie von Lily, dass diese eine Voodoo-Hexe ist, vertraut ihr ebenfalls ihr übernatürliches Geheimnis an und freut sich, mit ihren Ängsten nicht mehr allein dazustehen. Dabei ahnt sie jedoch nicht, dass ihre Begegnung mit Lily kein Zufall war und diese ganz eigene Pläne verfolgt…

Da sich diese urban fantastische Geschichte mit romantischem Einschlag, die aus den Perspektiven von drei verschiedenen Protagonisten in der ersten Person erzählt wird, leicht und flüssig lesen ließ, hatte ich sie innerhalb kurzer Zeit ausgelesen. Sie gefiel mir durchaus gut und ich hatte zu keinem Zeitpunkt den Wunsch abzubrechen. Allerdings hatte ich im Vorfeld wesentlich mehr Mexiko und Día de los Muertos erwartet. Das nahm jedoch nur einen ziemlich kleinen Teil der Handlung ein.

Deutlich mehr ging es um die Drachen, die sich der Menschheit offenbart hatten, die Existenz anderer, nicht nur menschlicher Wesen und um die Gruppe die allem Übernatürlichen den Garaus machen möchte. Bei Letzterer sah ich in Gedanken nicht nur einmal wichtige Bezüge zur Realität. Fremdenhass ist ja leider immer noch ein aktuelles Thema und sehr oft empfinde ich, dass dieser gerade dort am größten ist, wo die Menschen am wenigsten einen direkten Bezug dazu haben und der Hass vor allem aus gezielt geschürten Ängsten entsteht.

Die Charaktere lernte ich – als Neueinsteigerin in die Fantasywelt der Autorin - situationsbezogen kennen und sie entwickelten sich über die Lesezeit hinweg immer weiter. Es gab auch so einige überraschende Wendungen. Aber, obwohl das Buch als erster Teil deklariert ist und ich insgesamt nicht wirklich Verständnisprobleme hatte, kam bei mir doch immer wieder das Gefühl auf, dass ich einige der Figuren und Geschehnisse aus der Vergangenheit eigentlich schon kennen müsste und – wie bei einer Fortsetzung – nur an verschiedene Begebenheiten erinnert wurde.

Dass dem tatsächlich so ist, zeigte mir dann die der Geschichte angehangene Figurenliste, in der ich lesen konnte, dass etliche Figuren aus den zuvor erschienenen Dilogien der Autorin „Clans of London“ und „Flame & Arrow“ am Start waren und es sich hier eigentlich um eine Fortsetzung deren Geschichten handelt. Wie bereits erwähnt, ich hatte beim Lesen keine Verständnisprobleme, finde jedoch, dass dies im Vorfeld hätte kommuniziert werden müssen. Wenn ich nämlich jetzt erst die vier Vorgängerbücher der Autorin lesen wöllte, habe ich einen massiven Informationsvorsprung, der mir im Vorfeld so überhaupt nicht bewusst war.

Sowohl auf der Verlagsseite, als auch bei Amazon werden die beide Vorgänger-Dilogien zwar erwähnt, aber nicht, dass es bei „Flowers & Bones“ direkte Bezüge zu ihnen gibt. Hätte ich das gewusst, hätte ich zumindest abgewogen, ob ich die 4 Bücher vorher lesen möchte und wenn nicht, den Informationsvorsprung billigend in Kauf genommen. So fühle ich mich jedoch ziemlich getäuscht und brauche erst einmal Abstand. Selbst den inzwischen schon erschienenen zweiten „Flowers & Bones“ Teil mag ich deshalb gerade nicht lesen.