Rezension

Ein opulentes Bild der italienischen Renaissance

Florentia - Im Glanz der Medici -

Florentia - Im Glanz der Medici
von Noah Martin

Bewertet mit 5 Sternen

Wunderschöner historischer Roman

Die italienische Renaissance tut sich in diesem Buch vor unseren Augen auf, mit all ihrer Pracht und Glanz aber auch mit ihren Schattenseiten; Komplotten, Morden, Ränken und Intrigen. Die Mächtigen der Zeit (ok, auch heute) überließen nichts dem Zufall, von einem Turnier bis zu einer politisch arrangierten Ehe und wechselnden strategischen Bündnissen zwischen den italienischen Stadtstaaten. Florenz steht zu Recht im Zentrum des Buches. Zu keiner Zeit waren da so viele und herausragende Künstler versammelt. Noah Martin hat zu Anfang seines Buches eine Liste mit den handelnden Personen gestellt. Das liest sich wie ein “Who is Who” der Malerei und Bildhauerei der Rinascita: Verrocchio, Leonardo da Vinci, Sandro Botticelli, Filippino Lippi, Ghirlandaio. Aber auch die politischen Größen der Zeit sind im Roman vertreten: Lorenzo de Medici, il Magnifico, sein Bruder und Unterstützer, Giuliano, der von Gicht geplagte Vater Piero, Francesco della Rovere Papst Sixtus IV, die Bankiere und zeitweise Rivalen der Medici Jacopo und Francesco Pazzi, der Herzog von Mailand Galeazzo Maria Sforza, der Herzog von Urbino Federico de Montefeltro, Cristoforo Moro, der Doge von Venedig, usw usf. 
Die mehr oder weniger offen ausgelebten Rivalitäten und Fehden zwischen den großen Familien in Florenz, wie am Beispiel der Pazzi gegen die Medici zu sehen ist, zeigen eigentlich im Kleinen wie es um die Bündnisse und Rivalitäten zwischen den italienischen Stadtstaaten steht: Wechselnde Bündnisse zwischen Florenz, Mailand, Venedig, Neapel und Vatikan in Rom und dazwischen das Schicksal kleinerer Städte, wie Volterra, Pisa, Urbino, die ständig um ihre Unabhängigkeit fürchten müssen. Söldnerheere ziehen durch die Länder, brandschatzen und plündern alles im Weg, weil oft das Plündern ihre einzige Bezahlung ist, Nein, in Italien des 15. und 16. Jahrhunderts war es nicht leicht zu leben. Und doch hat diese Zeit eine unglaubliche Blüte der Malerei und Bildhauerei hervorgebracht 
Noah Martin gelingt es, diese großartige und grausame Zeit zugleich vor unseren Augen auferstehen zu lassen. Die Kapitel zeigen zu Anfang an, zu welcher genauen Zeit die Handlung spielt und wer der Hauptakteur in dem Kapitel ist. Der Prolog wirkt zunächst verstörend, löst ein Unbehagen aus, um sich aber dann später im Roman in all seiner Grausamkeit und Perfidie zu offenbaren. Das Buch selber möchte ich mit einem Strom vergleichen. Breit und gewaltig fließt der Strom der Handlung, ergreift alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens der Menschen, die in diesem Strom leben und mitschwimmen, um dann zum absoluten Höhepunkt (Stromschnellen und Wasserfall) in der Verschwörung und Mord der Pazzi Familie zu kommen. Danach fließen Strom und Leben weiter in gewohnter Weise, Bündnisse werden bekräftigt, indem Florenz seine bedeutendsten Maler nach Rom und Mailand sozusagen als Botschafter des Friedens entsendet. Leonardo da Vinci soll in Mailand als Bildhauer arbeiten, Sandro Botticelli wird in Rom seine Malerei im Dienst des Papstes stellen. Ein guter Abschluss für einen Roman, der zugleich das Kontinuum des Lebens zeigt.