Rezension

Eine ganz einfache Sache

Der treue Spion -

Der treue Spion
von Uta Seeburg

Bewertet mit 4 Sternen

Es sollte eine ganz einfache Sache sein und entwickelt sich zu den einem Fall, den Gryszinski nicht lösen kann.
Gryszinski erhält den Auftrag, den Aufenthalt eines französischen Diplomaten ausfindig zu machen. In Zeiten, in denen es im Vielvölkergemischs Europas gärt, eine heikle Angelegenheit. Der Diplomat bleibt verschwunden. Dafür gibt es einen Mord und plötzlich scheint es ein Spionagefall zu sein. Gryszinskis Ermittlungen  führen ihn über Paris bis nach St. Petersburg. Dennoch muss er die Akte erfolglos schließen.
1916 ist Gryszinskis Sohn Fritz im Krieg. Durch Zufall erhält der alte Fall neue Brisanz und bringt Fritz in Lebensgefahr.
Dieser Krimi ist ungewöhnlich , weil der Fall auf zwei Zeitebenen spielt und zuerst der Vater und dann der Sohn im Mittelpunkt steht. Die Zeitebenen wechseln sich ab und ergeben ein zusätzliches Spannungselement. Doch man muss sich auf diese Zeitreise einlassen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass man das Buch ungelesen zur Seite legt.
Sprachlich fand ich das Buch sehr gelungen, da die Autorin zwei unterschiedliche Erzählweisen wählt. Gryszinskis Ermittlung wird  in antiquierten Worten erzählt. Die Autorin schwelgt in den Beschreibungen der Pracht und des Luxus des zu Ende gehenden 20.Jahrhunderts. Was mir gut gefallen hat, weil dadurch ein farbenfrohes und dekadentes Bild der damaligen Zeit entsteht. Dazu gehören auch die in meinen Augen fast schon lächerlichen Konventionen und steifen Umgangsformen. Es hat viel Spaß gemacht, Gryszinski auf seiner Reise zu begleiten.
Fritz  Erlebnisse werden in einer nüchternen Sprache mit kurzen Sätzen geschildert. Wenn es Schilderungen der Örtlichkeiten gibt, ist der Verfall der ehemaligen Pracht spürbar.
Waren die Ermittlungen des Vaters manchmal auch heiter, ist die Atmosphäre bei Fritz düster und von ständiger Lebensgefahr geprägt.
Beiden Teilen ist gemeinsam, dass der erste Schein trügt, die Lüge und Verstellung dominiert.
Auch wenn der Roman in meinen Augen kein klassischer Krimi ist, hat er mich dennoch sehr gut unterhalten und ich fand ihn fesselnd. Die Spannung ergibt sich für mich gerade auch die Gegensätze der beiden Zeitebenen verbunden durch den alten Fall. Das zeigt sich durch das Auftauchen von Personen und Dingen, die damals bereits Thema waren, nun aber in einem anderen Licht erscheinen.
Ein besonderes Leseerlebnis !