Rezension

Einfalt im Glauben

Ein wenig Glaube - Nickolas Butler

Ein wenig Glaube
von Nickolas Butler

Bewertet mit 4 Sternen

Im ländlichen Wisconsin leben Lyle und Peg Hovde. Ihr leiblicher Sohn Peter ist vor langer Zeit gestorben als er kaum ein Jahr alt war. Die Eheleute konnten nicht über seinen Tod hinwegkommen. Es erschien ihnen wie ein Wunder als sie die Möglichkeit bekamen ein Baby zu adoptieren. Die kleine Shiloh ist inzwischen groß und selbst Mutter. Vor einiger Zeit ist sie mit ihrem fünfjährigen Sohn Isaac wieder zu ihren Eltern gezogen. Der Kleine ist die ganze Freude seiner Großeltern. Besonders für Lyle ist Isaac das Liebste, was er hat, neben Peg und Shiloh natürlich.

 

Lyle und seine Familie leben in einer ländlichen Gegend in der Mitte des US-Bundesstaates Wisconsin. Obwohl mit über sechzig eigentlich schon im Ruhestand arbeitet Lyle noch auf einer Apfelplantage. Gerne nimmt er seinen Enkel mit zu den Apfelbäumen. Im Frühjahr, wenn die Apfelblüte beginnt ist es die schönste Zeit. Doch Lyle sorgt sich, wie lange es noch so bleiben wird, denn Shiloh scheint sich einer Gemeinde angeschlossen zu haben, die ihre Mitglieder den Familien entfremdet. Sieht sie denn nicht, dass der Prediger nicht nur Gutes im Schilde führt. Doch Shiloh ist erwachsen und sie ist die geliebte Tochter, die von ihm und Peg so behütet wurde.

 

Nickolas Butler versteht es Familiengeschichten zu erzählen, die man nicht so schnell vergisst. Egal, ob Glaube und Religion für einen selbst von Bedeutung sind, dieses Buch regt zum Nachdenken an und es regt auch auf. Lyle selbst hat viel von seinem Glauben verloren als sein Sohn gestorben ist. Es ist ihm unverständlich, wie sich Shiloh dieser ominösen Gemeinde in den Rachen werfen kann. Vielleicht ist es doch eher der Hals des Predigers, an den sie sich wirft. Bei allem Glauben und allem Vertrauen, das Wohl ihres Kindes sollte ihr eigentlich das Wichtigste sein. In ihrer Angst, Tochter und Enkel ganz zu verlieren, wissen Lyle und Peg nicht, was sie tun sollen. Und um den Gedanken, was richtig ist und ob blinder Glaube, der nicht mehr zum Wohl des Menschen wirkt, nicht vielleicht eher bekämpft werden sollte, dreht man sich im Kreis. Es wird keine Lösung geben so wie auch das Buch offener endet als man sich es bei einem Roman wünscht, so offen eben wie das reale Leben manchmal ist. Die wunderbaren Beschreibungen von Menschen und Landschaften fesseln und verbreiten eine Wärme, die der blinde Glaube vermissen lässt.