Rezension

Ernst und tröstlich zugleich

Kostbare Tage
von Kent Haruf

Bewertet mit 5 Sternen

Ein melancholischer, sogar trauriger Roman, der dennoch seltsam tröstlich ist. Die Geschichte folgt den letzten Monaten eines alten Mannes und rollt dabei die Familiengeschichte auf. „Dad“ Lewis ist ein guter Mensch, hat aber dennoch Schuld auf sich geladen. Wir erleben seine letzte Auseinandersetzung damit und leiden mit ihm unter der Einsicht, dass manche Dinge nicht mehr geklärt werden können.

Der Schauplatz ist wieder der fiktive Prärieort Holt, aber mit anderem Personal. Die großartigen Brüder McPherson aus „Das Lied der Weite“ kommen nur noch als Erinnerungen der handelnden Personen vor. Wie immer einfache Leute, die sich nicht mit intellektuellen Problemen herumschlagen, sondern mit den ganz normalen Dingen des Lebens.

In diesem Fall ist das die Frage, was ein gelingendes Leben ausmacht und was dafür wichtig ist. Ist eine Liebesbeziehung die unabdingbare Voraussetzung dafür? Wenn es einem gut geht, liegt das dann einzig an der eigenen Leistung? Kann man den Verlust eines Kindes verkraften? Sind Prinzipien auch dann noch etwas Gutes, wenn sie auf Kosten der Liebsten gehen? Dies alles wird anhand verschiedener Personen durchdekliniert, wirkt aber niemals konstruiert, sondern im Gegenteil bodenständig und lebensecht.

Haruf ist und bleibt einer meiner liebsten Autoren.