Rezension

Gelungener Fernweh-Krimi

Mitten im August - Luca Ventura

Mitten im August
von Luca Ventura

Bewertet mit 4 Sternen

»Er antwortete nicht. Er lächelte nicht. Er schaute sie an, als wollte er sagen: Du weißt, was passiert ist. Und er hatte recht. Sie wusste, was passiert war.«

Ein heißer Tag im August. Enrico Rizzi, Inselpolizist auf Capri, arbeitet am (wie er findet) schönsten Ort der Welt. Im Dienst hat er es für gewöhnlich nur mit kleineren Delikten zu tun, der junge Mann, der erstochen in einem Boot liegt, ist die große Ausnahme. Und eigentlich fällt ein Mord in den Zuständigkeitsbereich der Kollegen aus Neapel, doch die Füße stillzuhalten ist nicht Rizzis Stärke.

 

Einen Krimi, der auf Capri spielt, hatte ich noch nie gelesen, entsprechend war ich auf diesen hier sehr gespannt. Ich erwartete reizvolle Beschreibungen der sonnengefluteten, schönen Landschaft, die wurden auch zuverlässig geliefert, als Regionalkrimi punktete das Buch auf voller Linie und sorgte für sofortiges schlimmes Fernweh.

 

Der Fall startete langsam, entwickelte sich dann aber und wurde immer fesselnder. Der ermordete junge Mann war Student der Ozeanologie, Umweltschutz und Rettung der Meere werden immer wieder thematisiert. Könnte hier irgendwo das Motiv für die Tat liegen? Und die Freundin des Opfers ist verschwunden, hat sie womöglich mit der Tat zu tun?

Aus unterschiedlichen Perspektiven wird die Geschichte erzählt. Mal blickt man durch Rizzis Augen, mal durch die seiner Kollegin Antonia Cirillo, mal durch die der Freundin. Besonders diese Abschnitte fand ich interessant. Was geht in ihr vor? Was weiß sie, was hat sie getan? Rückblenden ließen mich mitermitteln und die Auflösung empfand ich als stimmig.

 

Die Hauptcharaktere waren mir sympathisch. Rizzi ist ebenfalls noch jung, hilft neben der Arbeit seinem Vater in dessen Obst- und Gemüsegarten und bemüht sich um eine junge Frau mit Tochter. Er ist sehr engagiert und ehrgeizig, hat auch gute Ideen, aber man merkt schon, dass es ihm bei der Aufklärung dieses Kapitalverbrechens an Erfahrung fehlt. Interessant auch seine Kollegin Cirillo. Sie wurde degradiert und nach Capri strafversetzt, Details dazu sind noch nicht bekannt, nur, dass sie wohl ein Problem mit ihrer Selbstbeherrschung hat. Der Autor schreibt derzeit an einem zweiten Fall für das Team, ich bin gespannt, ob das Geheimnis von Cirillos Degradierung da gelüftet wird.

 

Fazit: Gelungener Fernweh-Krimi, Capri steht jetzt auf meiner langen Reise-WL für eine Zeit nach Corona. Sympathische Charaktere und ein spannender Fall, hier lese ich gerne weiter.