Rezension

Gerechtigkeit

Die stille Bestie
von Chris Carter

Bewertet mit 4.5 Sternen

Zum ersten Mal seit Jahren hat Dr. Robert Hunter ein Flug in den Urlaub gebucht. Bevor es jedoch losgehen kann, bekommt er einen Anruf. Sein Zimmerkamerad und Freund aus Uni-Zeiten ist unter einem unglaublichen Verdacht verhaftet worden und will nur mit Hunter sprechen. Zunächst sieht es so aus als brauche Lucien Hunters Hilfe, um seine Unschuld zu beweisen. Doch nachdem er Hunter und die FBI-Agentin Courtney Taylor an einen Ort geleitet hat, an dem verschiedene Hinweise zu finden sind, wird klar, dass Lucien Folter eine schieren Horror verbreitende Mordserie begangen hat.

 

Ein Fall, der Dr. Robert Hunter in seinem Innersten trifft. Kaum zu glauben, dass jemand, den man für einen Freund gehalten hat, sich so radikal verändern kann. Äußerst manipulativ und mit extremen schauspielerischen Können lenkt Folter die Ermittlungen. Die grausamen und ekelhaften Details, die nach und nach zu Tage kommen, lassen einen erblassen. Nicht nur Hunter kommt an die Grenze dessen, was noch erträglich ist. Konfrontiert mit seiner eigenen Vergangenheit muss er die wohl schwierigste Entscheidung seines Lebens treffen. Eine Entscheidung, vor die niemand gestellt werden sollte.

 

Der nunmehr sechste Fall um Dr. Robert Hunter nimmt einen anderen Beginn als die bisher bekannten. Der Killer ist von Beginn an bekannt und bereits verhaftet. Fast zwangsläufig fühlt man sich an Hannibal Lecter erinnert, auch wenn hier der Täter selbst Hinweise auf seine Taten gibt. Doch auch hier gibt es das größenwahnsinnige Mitteilungsbedürfnis eines irren Killers, der seine Taten auf perfideste Art rechtfertigen will. Ein Mordwissenschaftlicher wie es ihn noch nie gab, wie er unerträglicher kaum sein könnte. Durch seinen Bezug zum privaten Dr. Hunter bekommt die Ermittlung noch etwas besonders erschütterndes und tragisches. Ein extremer Thriller, der sich nicht in einem Stück lesen lässt. Hin und wieder bedarf es einiger Erholungspausen ob der sprechenden Schilderungen, die dem Leser einiges abverlangen. Ausgesprochen spannend wie man es von Chris Carter gewöhnt ist, trifft er hier den Nerv seines Ermittlers und auch seiner Leser. Ein Roman, aus dem man reichlich durchgerüttelt wieder auftaucht und sich fragt, ob es solche Schlechtigkeit geben kann. Der Hinweis des Autors zu Beginn, große Teile der Handlung beruhten auf Tatsachen, macht es da nicht besser. Fesselnd ohne Ende, aber auch kaum erträglich.