Rezension

Grandiose Idee und mittelmäßige Umsetzung

Post Mortem - Tränen aus Blut - Mark Roderick

Post Mortem - Tränen aus Blut
von Mark Roderick

Bewertet mit 3 Sternen

Bevor die gesamte Familie eines Reporters verschwindet, kann er noch zwei Nachrichten hinterlassen. Eine geht an seinen Bruder Avran, die andere geht an Emilia Ness. Der Bruder bekommt die Nachricht, den Tod der Familie zu rächen. Denn Avram ist ein Profi-Killer. Emilia Ness ist Agentin bei Interpol und soll den Fall aufklären. Während verschiedene Spuren auf dem Hof des Reporters ein grausames Bild rund um das Verschwinden der Familie zeichnen, bleibt nicht nur die Frage nach den Bösewichten sondern auch die Hoffnung, dass die Familie vielleicht doch noch lebt. Der Profi-Killer und die Interpol-Agentin ermitteln nun beide mit ihren ganz eigenen Talenten und Kontakten. Sie haben ein sehr ähnliches Ziel und total verschiedene Herangehensweisen. Was wird passieren, wenn ihre Wege sich kreuzen? Und wer gelangt schneller ans Ziel?

Stil, Machart, Meinung
Ich muss schon sagen, ich finde die Idee mit den zwei ganz unterschiedlichen Ermittlungsperspektiven ganz hervorragend. Ein Killer und eine Polizistin, Gut und Böse, ermitteln beide in der gleichen Angelegenheit und mit unterschiedlichsten Methoden. Diese Idee mag ich sehr. Von Anfang an hat mich die Perspektive des Killers gefesselt, der Charakter des Killers war sehr interessant und obwohl er ewig keinen Kontakt zu seinem Bruder und dessen Familie hatte, ist es für ihn sehr persönlich und er ist sehr betroffen. Auch seine Methoden sind natürlich sehr interessant. Die Perspektive der Agentin allerdings hat mich sehr schnell sehr genervt. Mit einem mittlerweile für Ermittler schon standardisierten Privatleben (nicht genug Zeit für die Tochter wegen dem Job) wurde die Ermittlerin nicht so dargestellt, das ich irgendwie mit ihr hätte warm werden können. Schon in der ersten Szene interessiert sie sich brennend für den Partner, der ihr für diesen Fall zugeteilt wurde. Dabei legt sie für mich eher ein kindisches Verhalten an den Tag und macht sich sofort größte Hoffnungen und heiße Gedanken – dieses Verhalten scheint mir eher der zickigen Teenie-Tochter angemessen. Im Laufe des Falles kann sie dann zwar tatsächlich auch noch ein paar Dinge zur Lösung beitragen, vieles fällt ihr aber auch zufällig oder durch Kollegen in den Schoß. Dann trifft sie sich auch noch ohne große Bedenken oder Sicherheitsvorkehrungen mit einem angeblichen Informanten an einem abgeschiedenen Ort.. da hatte mich diese Perspektive dann irgendwie auch vollends verloren.
Das Zwischenfazit zu den Perspektiven ist demnach, dass die Idee mit den abwechselnden Ermittlungsperspektiven der gegensätzlichen Ermittler großartig ist. Die Perspektive des Killers ist äußerst interessant und meiner Meinung nach auch sehr gelungen, die andere Perspektive könnte dann für meinen Geschmack auch komplett wegfallen, weil sie mir schlicht und einfach nicht gefällt. Trotzdem ist es oft ganz interessant, mit welchen Methoden die beiden Ermittler aus ganz unterschiedlichen Motiven heraus ans gleiche Ziel gelangen.
Der Schreibstil ist für mich gut. Nicht herausragend oder besonders und auch nicht schlecht. Ich muss allerdings sagen, dass ich von Anfang an trotz der spannenden Handlung nicht sonderlich gefesselt war. Ich musste mich über die Hälfte des Buches dazu zwingen, weiterzulesen. Manchmal war es dann natürlich ganz spannend, aber so richtig fesselnd war das Buch für mich nicht. Warum, das kann ich beim besten Willen nicht sagen, denn die Handlung ist wirklich spannend. Es stehen viele Fragen im Raum, es kommen auch immer mehr Antworten und die Handlung wird nicht langweilig.
Eine Antwort auf die Frage, warum mich dieses Buch nicht vollends gepackt hat, habe ich schon parat: Das Milieu, in das die Ermittlung bald geht, ist nicht ganz so meins. Hier möchte ich nicht vorgreifen. Eine weitere Antwort ist die, dass ich als Leser selbst nichts leisten muss. Klar, ich frage mich wo die Familie ist, wer noch lebt und wer dahintersteckt. Wir haben schnell auch einen Verdächtigen, den ich dann entweder für schuldig oder unschuldig halten kann. Aber darüber hinaus habe ich keine Chance, alleine irgendwelche Begebenheiten oder Indizien einzuordnen und den Mörder selbst zu erraten. Ich möchte als Leser auch ein Rätsel haben und meine Vermutungen anstellen, bin in diesem Buch allerdings eher auf die (teilweise auch etwas zufälligen) Entdeckungen der beiden Ermittler angewiesen und kann da wenig selbst denken.

An dieser Stelle kürze ich den Beitrag ein wenig. Die beiden Abschnitte „was lernen wir daraus?“ und „Die Reihe“ gibt’s exklusiv auf meinem Wordpress - Blog: https://dietipperin.wordpress.com/2016/04/13/rezension-post-mortem-von-m...

Fazit
Ein Killer und eine Interpol-Agentin müssen schnell und unabhängig voneinander eine Familie wiederfinden. Vorzugsweise lieber lebendig als tot und ohne einander in die Quere zu kommen. Die Perspektivenwechsel und die Ermittlungsfortschritte durch unterschiedliche Methoden sind eine grandiose Idee, der Plot ist auch gut. Nur leider war ich nicht gefesselt. Und die Ermittlerin war überhaupt nicht mein Fall, teilweise sogar wirklich blöd. Ich habe mich immer auf die Killer-Perspektive gefreut und war auch glücklich, als das Buch dann endlich vorbei war. Ich werde den zweiten Teil nicht kaufen und vergebe 3 Sterne. Leser, die gern über organisiertes Verbrechen, Snuff-Videos und ähnliche Themen lesen dürften ihre helle Freude haben. Thrillerfans natürlich auch, es geht rasant voran.