Rezension

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Gute Idee - Wenig Spannung

Post Mortem - Tränen aus Blut - Mark Roderick

Post Mortem - Tränen aus Blut
von Mark Roderick

Bewertet mit 3 Sternen

„Post Mortem – Tränen aus Blut“ ist der erste Teil der Thriller-Reihe „Post Mortem“ von Mark Roderick. Die zwei Protagonisten – Interpol Agentin Emilia Ness und Auftragskiller Avram Kuyper – versuchen den Tod von Goran Kuyper aufzuklären. Sie, weil er ihr vor seinem Tod eine Nachricht mit Bitte um Hilfe hinterlassen hat, er, weil er seinen Bruder und dessen verschwundene Familie rächen will.

 

Als die Story beginnt, ist Goran Kuyper bereits tot. Dies finde ich stilistisch sehr gut, da der Leser zu Beginn NICHTS weiß und genauso in die Story einsteigt, wie die beiden Protagonisten. Auch habe ich mir davon erhofft, dass es direkt spannend losgeht, da kein unnötiges Vorgeplänkel stattfinden müsste. Hier habe ich mich allerdings geirrt: Richtige Spannung kommt erst auf den letzten 40 Seiten auf.

 

Die einzelnen Kapitel des Buches sind immer abwechselnd aus der Sicht von Avram und Emilia geschrieben. Der Autor versteht es gut, jedes Kapitel so enden zu lassen, dass man lieber bei der jeweiligen Person bleiben würde um mehr zu erfahren, anstatt die Perspektive zu wechseln. Die Kapitel sind sehr kurz wodurch es schwer ist, sich in die Situation vollends hineinzuversetzen. Kaum hat man sich eingefunden, ist das Kapitel auch schon wieder vorbei. Dies ermöglicht es allerdings auch „zwischendurch mal kurz“ ein Kapitel zu lesen, wenn man gerade in der Straßenbahn sitzt, was ich durchaus angenehm finde.

 

Inhaltlich war ich von der Story enttäuscht. Die ganze Zeit habe ich mir erhofft, dass Avram und Emilia irgendwann auf einer Ebene zusammenarbeiten würden. Auch wenn sie unterschiedliche Ziele und Methoden haben, wäre das realistisch betrachtet effizient gewesen – zumindest der Versuch sich gegenseitig bzgl. der Informationen auszunutzen. Abgesehen davon hätte auf diese Weise auch der Leser nicht jede Info aus beiden Perspektiven „neu“ erfahren müssen.  Auf ca. 500 Seiten hat das für mich zu vielen langweiligen Dopplungen geführt.

 

Richtig interessant fand ich es, dass der Aspekt der korrupten Polizei eingebracht wurde. Hier lag viel Potenzial, welches der Autor aber absolut ungenutzt hat verstreichen lassen. Am Rande wurde erwähnt, dass die Kripo Beweise und Ähnliches hat verschwinden lassen und dass Leute aus dem Weg geschafft wurden, ohne dass dem weiter nachgegangen wurde. Emilia selbst war allerdings zu keinem Zeitpunkt mit der Korruption konfrontiert oder dadurch in Gefahr. Lediglich das Vertrauen zu Mikka Kessler wurde infrage gestellt, hat sich aber binnen weniger Seiten wieder erholt. À propos: Eine absolut unnötige, oberflächliche und nervige Liebesgeschichte. Wäre er korrupt gewesen, hätte man storytechnisch viel mehr aus ihm rausholen können.

 

ACHTUNG, SPOILER FOLGT

 

Absolut lächerlich war zudem die plötzliche Enthüllung , dass Sascha Avrams Sohn ist. So nah zum Ende des Buchs bietet das gar keinen Mehrwert und hat nur versucht, dem Leser etwas mehr Entsetzen zu bereiten, da man mehr mit Avram als mit Goran mitfühlt (denn dieser ist ja schon tot).

 

SPOILER ENDE

 

Insgesamt gefiel mir die Idee wirklich gut: Interpol vs. verwandter Profikiller – Motive und Vorgehensweisen könnten unterschiedlicher nicht sein. Diese Aspekte werden sehr gut herausgearbeitet. Es reicht allerdings nur für 2 von 5 Sternen, weil keine Spannung aufkommt und ich es wirklich unnütz finde, das ganze künstlich auf einen Mehrteiler zu strecken.