Rezension

Ein Profikiller auf Rachefeldzug und eine Agentin, die nicht weiß was sie tut

Post Mortem - Tränen aus Blut - Mark Roderick

Post Mortem - Tränen aus Blut
von Mark Roderick

Bewertet mit 3 Sternen

Spannender Thriller mit einem sympathischen Auftragskiller,aber einer unprofessionellen und notgeilen Agentin u. zu raschen Settingsprüngen.

Sie heißt Emilia Ness und arbeitet bei Interpol. Er heißt Avram Kuyper und ist Profikiller. Gemeinsam jagen sie einen bestialischen Mörder. Jeder auf seine Weise.
Ein Blick in die Hölle…
Eine Familie verschwindet spurlos. Ein Mann stirbt durch zwei Schüsse. Er war Reporter, einer großen Sache auf der Spur. Kurz vor seinem Tod sendet er noch zwei Nachrichten: eine an seinen Bruder Avram Kuyper, einen skrupellosen Profi-Killer, und eine an Emilia Ness, eine unbestechliche Interpol-Agentin. Avram soll ihn und seine Familie rächen, Emilia den Fall vor Gericht bringen. Beide sehen das Horror-Video, das ihnen jemand zuspielt. Beide blicken direkt in den Schlund der Hölle. Wer ist diese Bestie, die kein Gewissen und keine Grenzen kennt?....(Klappentext)

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Avran erhält eine überaus beängstigende Nachricht seines Bruders. Daraufhin begibt er sich sofort von Amsterdam in sein Heimatdorf, um dieser Nachricht auf den Grund zu gehen. Doch weder sein Bruder, noch die restliche Familie sind aufzufinden. Einzig verräterische Blutspuren und Einschußlöcher im Stall zeugen von einer unglaublichen Tat. Schnell wird Avran klar, daß sich hier etwas Dramatisches abgespielt haben muß und er begibt sich auf die Suche nach seinem Bruer und seiner Familie. Doch was sich ihm eröffnet, lässt nicht mal einen Profikiller kalt.

Fast zur gleichen Zeit, anderer Ort, wird in einem heruntergekommenen Hotel die Leiche eines Mannes entdeckt. Erschossen, ohne Ausweis, jeodoch mit einer rätselhaften Nachricht an die Interpol-Agentin Emilia.
Gemeinsam mit Hauptkommissar Kessler versucht sie diesen undurchsichtigen Fall aufzuklären. Dieser führt sie bis nach München und zu einem Snuff-Video, welches die morbiden Spielchen eines Psychopathen zeigt. Die Zeit läuft!

Es wird abwechselnd aus der Perspektive der beiden Hauptprotagonisten erzählt:
Avran - Profikiller (wobei man diesen Beruf wohl nur erahnen könnte, wenn er nicht auf dem Klappentext stünde - im Buch selbst wird dieser Beruf nie explizit erwähnt). Ein cooler Typ, der weiß was er tut, ist immer bei der Sache und seine Handlungen sind nachvollziehbar. Obwohl er als eher kalt und hart beschrieben wird, wird schnell klar, daß er tief im inneren ein Herz hat und diesem folgt.
Für mich der absolute Sympathieträger und auch der Einzige der hier irgendwie ermittelt und vor allem der Einzige der authentisch ist.

Emilia - alleinerziehende Mutter einer pupertierenden Teenie-Tochter, welche aber in einem Internat festsitzt, damit Mutti ihrer Arbeit als Interpol-Agentin nachgehen kann. Sie ist nicht von grundauf unsympathisch, aber unter einer Interpol-Agentin stelle ich mir etwas anderes vor.
Sie agiert keinesfalls professionell, sondern eher chaotisch. Im Grunde ruft sie immer nur irgendwelche Kollegen in Leon an, die für sie etwas herausfinden müssen. Sie hingegen macht einen Fehler nach dem anderen, wirft gleich mal die Nerven weg und wenn sie nicht gerade das macht, schmachtet sie auf höchstem Teenie-Niveau den Hauptkommissar Kessler an.
Immer wieder liest man Sätze wie: "..riecht gut!", "...riecht wie Sünde.", "...riecht nach Sandelholz und Moschus."...etc.
Bei einer wirklich interessanten und spannenden Vernehmung, liest man auf einmal: "...er riecht wie Sünde." Selbst beim Ansehen eines abartigen Snuff-Videos, schweifen ihre Gedanken wie selbstverständlich zum knackigen Hintern von Kessler, und im denkbar ungünstigsten Moment fängt sie an mit ihm rumzuknutschen. Sorry, aber da dachte ich mir nur: "What?!! Ohne Scheiß?!!!"

Der Schreibstil ist hingegen knackig und fesselnd. Ein toller Plot und die Spannung ist von Anfang bis Ende vorhanden (wenn nicht gerade notgeil herumgeschmachtet wird) und man kann den Thriller dadurch kaum aus der Hand legen.
Am Ende eines jeden Kapitels sind unglaubliche Cliffhanger vorhanden. Diese wechseln sich aber viel zu rasch ab. Die Settingsprünge sind wirklich sehr knapp bemessen - oft gerade mal 2 Seiten. Man hat keine Zeit sich auf einen Protagonisten einzulassen, in seine Gedanken und Handlungen einzutauchen. Dies hat etwas an meinem Lesefluß geknabbert.

Fazit:
Der Thriller hatte wirklich Potenzial etwas Großes zu werden und er war auch nicht von grundauf schlecht - Spannung war auf jeden Fall vorhanden, der Plot, zwar nicht neu,  aber dennoch interessant, der Schreibstil konnte mich ebenso begeistern, wenn....tja, wenn das Wörtchen wenn nicht wär.
- wenn ich mich nicht ständig über diese unprofessionelle und notgeile Tusse ärgern hätte müssen, welche im realen Leben niemals nie eine Interpol-Agentin wäre.
- wenn diese überaus raschen Setting-/ Perspektiv-Wechsel meinen Lesefluß nicht gestört hätten, dann wäre es ein absolut gelungener Thriller geworden.
Aber so, kam dieser Thriller leider nicht über 3 Sterne. Zu viel und zu oft habe ich mir dabei die Haare gerauft.

Trotzdem werde ich noch den 2.Teil dieser Thriller-Reihe lesen - jetzt wo er eh schon auf meinem SuB liegt.