Rezension

Gute Idee, schlechte Umsetzung

Das Buch der gelöschten Wörter - Zwischen den Seiten - Mary E. Garner

Das Buch der gelöschten Wörter - Zwischen den Seiten
von Mary E. Garner

Bewertet mit 2.5 Sternen

Kaum hat Hope Turner sich ein wenig in ihrem neuen Leben eingewöhnt, überschlagen sich schon die Ereignisse. Der mysteriöse Anführer der Absorbierer, Quan Surt, bedroht nicht nur die Buchwelt, sondern auch die reale Welt mit Terroranschlägen. Während Rufus sich auf die Suche nach dem Schurken macht, kümmert sich Hope um den Gesundheitszustand ihrer Mutter und stolpert unwillkürlich von einer Katastrophe in die nächste. Wer ist es, der die Buchwelt und damit auch Hope und ihre Freunde verraten hat? Und wird es unseren Helden gelingen, Quan Surts Identität zu lüften und ihn aufzuhalten?

Band zwei der Reihe setzt genau nach dem Ende des ersten an. Das Erzähltempo ist in diesem Band erfreulicherweise etwas höher, dennoch krankt die Handlung weiterhin an den verschiedensten Stellen. Die Basis des Romans, die unterschiedlichen Welten, die Möglichkeit, in Bücher zu reisen - das bleibt alles interessant. Leider kann nur die Umsetzung nicht halten, was Cover und blumige Werbetexte versprechen. Wo also beginnen? Vielleicht mit der 42-jährigen Protagonistin Hope? Die stolpert auf der einen Seite wie ein Kind durch ihr eigenes Leben und in die obligatorische Dreicksgeschichte, zeigt an anderer Stelle dann aber Genialität, wo niemand bisher eine Lösung finden konnte. Oder bei den ständigen retardierenden und verschleiernden Momenten in der Geschichte, die Spannung erzeugen sollen, aber irgendwann nur noch nerven? Einige Beispiele: Kryptische Aussagen werden von den Charakteren nie hinterfragt, Gespräche unterbrochen, sobald etwas Wichtiges verraten werden könnte und eine allwissende Glaskugel zeigt aufgrund absurder Regeln ausgerechnet das nicht, was die Hope unbedingt sehen müsste. Im Gegensatz dazu wird sie immer an der richtigen Stelle innerhalb von Minuten gerettet, wenn sie sich mal wieder selbst in Schwierigkeiten gebracht hat.

Wie schön könnten Ausflüge in die Buchwelt sein, wären sie nicht nur blasse Kulisse oder Vorwand für einen slapstickhaften Gag. Und so springt Hope von "Bambi" zu "Anne of Green Gables", von "Anna Karenina" zum "Zauberer von Oz" und nicht eine dieser Welten behält den Zauber des Originals. Es will der Autorin einfach nicht gelingen, Tiefe zu erzeugen und die Charaktere so zu gestalten, dass sie glaubhaft und liebenswürdig sind. Hope ist für ihr Alter viel zu kindisch, Rufus brummige Art war schon im ersten Band nicht mehr anziehend und die restlichen Figuren dürfen nacheinander in die Rolle des potenziellen Verräters schlüpfen. Leider weiß ich inzwischen nicht mehr, ob mich diese Auflösung überhaupt noch interessiert, vielleicht wäre die Geschichte besser auf einen etwas längeren Band zusammengekürzt worden. Schade, sehr schade....