Rezension

Selten so nah am Wasser gebaut gewesen

Drei Schritte zu dir
von Rachael Lippincott Mikki Daughtry Tobias Iaconis

Kennt ihr das, wenn man ein Buch ganz lange nicht liest und das ohne einen bestimmten Grund. Und das lest ihr das Buch und fragt euch, wie man bloß Audacity besitzen konnte es erst jetzt zu lesen. Bitte sagt mir, dass ich damit nicht alleine bin. "Drei Schritte zu dir" von den beiden Autorinnen Rachael Lippincott und Mikki Daughtry ist genau so ein Buch für mich gewesen. Es ist ein so bittersüßer Roman, anders kann ich es euch gar nicht erklären. 

Das Cover ist wirklich einzigartig und auf dem ersten Blick schon besonders, aber wenn man erstmal die Bedeutung dahinter kennt - ja, dann ist es einfach noch schöner und unglaublich besonders. Tatsächlich wäre ich beim ersten Betrachten nicht sofort auf die Bedeutung gekommen aber im Buch wird es auf eine herzzerreißende Art erklärt und plötzlich ist es so, als würde das letzte fehlende Puzzlestück eingesetzt werden. 

Vorweg muss ich einmal erwähnen, dass ich normalerweise überhaupt nicht nah am Wasser gebaut bin beim Lesen. ich fiebere oft mich und leide auch mit aber das Tränen fließen ist eher selten. Diese Buch hat ziemlich viel von mir gefordert. Zudem bin ich eigentlich gar nicht der Typ Leser, die nach einem solchen dramatischen Buch rund um kranke Jugendliche greift. 
Irgendwas an diesem Buch hat mich aber in seinen Bann gezogen. Ich konnte und wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. 
Es geht um die Protagonisten Stella und Will. Allein für die beiden hat sich das Lesen gelohnt, aber tatsächlich gab es so unglaublich viele und tolle Nebencharaktere. Aber erst einmal zu Stella und Will. Beiden leiden an einer Lungenkrankheit namens Mukoviszidose.
Doch während Stella einfach "nur" unter Mukoviszidose leidet, wobei das nur extra in Klammern ist da allein das schon schlimm genug ist. Leidet Will noch unter einem zusätzlichem Bakterium, welches immun gegen viele Arten von Antibiotika ist. Für andere Patienten mit der Lungenkrankheit ist er hochansteckend und darf daher mit keinem zu nahe kommen. 
Stella wartet währenddessen auf eine neue Lunge und ist eine wahre Vorzeigepatientin. Sie hält sich an alle Behandlungspläne und macht einfach das Beste aus ihrer Situation. Ihr bester Freund Poe, der ebenfalls unter der Krankheit leidet ist eine große Stütze und gemeinsam stehen sie viel durch. Bis auf einmal Will auftaucht, Will der wie ein komplettes Gegenteil von Stella ist... denn im Gegensatz zu ihre hält er sich nicht an alles und rebelliert wo und wann er nur kann. 
Irgendwie kommen sich Stella und Will dann doch näher, auf einer mentalen Ebene. Denn körperlich dürfen sie sich niemals nahe kommen. Sollte Will Stella auch nur anhauchen, könnte sie sich ebenfalls mit dem Bakterium infizieren und damit die Hoffnung auf eine neue Lunge verlieren. 
Eigentlich müssen alle Patienten mindestens vier Schritte Abstand halten aber in einem Versuch der Kontrolle "holt" sich Stella einen Schritt zurück.  Daher halten sie nur noch drei Schritte Abstand voneinander. Aber selbst das ist zu viel...

Dieses Buch hat mein Herz im wahrsten Sinne des Wortes zerrissen. Und im Gegensatz zu vielen anderen Büchern hat es mein Herz am Ende nicht zusammengesetzt und wieder heile gemacht. Es blieb zerrissen und das musste auch sein, denn nicht immer kann im echtem Leben am Ende wieder alles zusammengesetzt werden, manche Wunden sind zu tief. 

"Drei Schritte zu dir" hat mich über vieles nachdenklich werden lassen. Denn wie können die Protagonisten so verzweifelt um etwas kämpfen, dass ich als selbstverständlich ansehe? Atmen. Etwas für mich, komplett natürliches. Ich musste meiner Lunge noch nie befehlen, zu arbeiten. Mir noch nie wünschen und dafür kämpfen, dass sie einfach nur ihren Job macht. Nähe, menschliche Nähe... auch etwas ganz natürliches. Etwas, das man ganz nebenbei macht. Oder seid ihr euch bei jeder Berührung darüber bewusst? 
Ich kann gar nicht in Worte fassen, was dieses Buch für mich bedeutet aber ich möchte es euch wirklich einfach nur ans Herz legen!