Rezension

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Spannendes Thema, aber leider eher oberflächlich umgesetzt

NSA - Nationales Sicherheits-Amt - Andreas Eschbach

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
von Andreas Eschbach

Bewertet mit 3.5 Sternen

Gerade angesichts der aktuellen politischen Lage mit dem Erstarken der nationalen Parteien in Europa war ich sehr gespannt auf das Buch. Was wäre, wenn Hitler damals schon über die heutigen technischen Möglichkeiten verfügt hätte? Wie wäre der Krieg dann geendet? Hätte der Widerstand überhaupt eine Chance gehabt? Wären die Menschen aufgewacht, wenn Sie über mehr Informationen verfügt hätten oder wären Sie Hitler erneut blindlings gefolgt?

Leider werden diese Fragen von Andreas Eschbach aus meiner Sicht eher am Rande gestreift. Im Wesentlichen beschäftigt sich das Buch mit dem Leben der beiden Protagonisten Eugen und Helene, die beide beim Nationalen Sicherheitsamt arbeiten. Helene ist dort als Programmiererin beschäftigt und Eugen als Analyst. Die Teile der Handlung, in welchen geschildert wird, wie Helene Abfragen "strickt", um Verstecke von Juden anhand des Kalorienverbrauchs der Bewohner zu finden oder wie im Weltnetz Propaganda verbreitet wird und Verräter des Deutschen Reiches aufgespürt werden, haben mir sehr gut gefallen und waren erschreckend. Hierdurch regt Eschbach auch durchaus zum Nachdenken über den eigenen Umgang mit seinen persönlichen Daten an. Allerdings betrifft der Großteil der Handlung leider eher das Sexualleben und die Minderwertigkeitskomplexe von Eugen und Helenes fehlendes Selbstbewusstsein gegenüber Männern. Insbesondere der Charakter von Helene, die trotz überragender Programmierkenntnisse von Eschbach als unglaublich naiv angelegt wurde, hat mich stellenweise wirklich genervt. Immer dann, wenn es historisch aus meiner Sicht spannend wurde - z.B. als der Onkel von Helene ins KZ kommt oder Helene erfährt, wie die Endlösung für die Juden wirklich aussieht - reagiert diese GAR NICHT. Insofern hat mich auch nicht das Ende versöhnt, als Helene dann doch noch Widerstand leistet.

Insgesamt bin ich - wohl auch wegen meiner hohen Erwartungen an das Thema - eher enttäuscht. Eine tolle Idee, die leider nur teilweise gut umgesetzt wurde. Ansonsten war es mir persönlich an den interessanten Stellen zu oberflächlich und knapp und in den anderen Teilen zu lang. Am Ende hat man fast das Gefühl, dass das Buch fertig werden musste, weil sich dort viele Ereignisse auf wenigen Seiten überschlagen, die es verdient hätten, ausführlicher und besser vorbereitet dargestellt zu werden. Ich denke, dass dem Buch ein wenig mehr Struktur und Schwerpunktsetzung gut getan hätte.